Wegen der für ihn ungünstigen Prognosen des Internationalen Währungsfonds fühlt sich Hans Eichel offenbar unfair behandelt. Auf dem Treffen der G7-Finanzminister soll es zum Streit zwischen ihm und dem IWF-Chef gekommen sein.
Berlin - Eichel habe dem IWF-Chef Horst Köhler vorgeworfen, er überzeichne mit seiner Warnung die weltwirtschaftlichen Risiken Deutschlands. Das will das "Handelsblatt" aus Berliner Regierungskreisen erfahren haben. Eichel habe den IWF-Ökonomen vorgeworfen, dass sie es nicht wagten, die noch größeren Risiken der US-Wirtschaft beim Namen zu nennen. Auch gehe es nicht an, dass der IWF in seinen Analysen die Belastung durch die falsche Finanzierung der deutschen Einheit permanent ignoriere.
Erst am Montag hatte der IWF die Finanzmärkte mit einer Studie über die Deflationsgefahr in Deutschland geschockt. Sollte die deutsche Wirtschaft in die Rezession abrutschen, würde das Risiko sogar noch größer werden, erklärte der IWF. Diese Einschätzung teilen auch andere Stellen, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung.
"Deutschland nicht herunter reden"
Köhler bestätigte nun gegenüber dem "Handelsblatt", dass es bei dem Treffen am vergangenen Wochenende im französischen Deauville zu Differenzen mit Eichel gekommen sei. Er selbst habe in einer Sitzung stärkere Wachstumsimpulse von Europa und vor allem von Deutschland gefordert. Eichel habe sich danach zu Wort gemeldet und sich dagegen verwahrt, "Deutschland herunter zu reden". Köhler habe dem widersprochen. Der IWF müsse weltwirtschaftliche Probleme auf der Basis von unabhängigen Expertenstudien analysieren können.
Das Bundesfinanzministerium gab zu dem Streit keinen Kommentar ab. Ein Sprecher erklärte gegenüber dem "Handelsblatt", dass die Kooperation mit dem IWF wie in der Vergangenheit hervorragend funktioniere.
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