Milliarden aus dubiosen Quellen Geldwäscheskandal um Danske und Deutsche Bank weitet sich aus

Deutsche Bank in Frankfurt
Foto: Kai Pfaffenbach/ REUTERSDie Deutsche Bank ist offenbar tiefer in den Geldwäscheskandal der Danske Bank verwickelt als bislang bekannt. Zwischen Frühjahr 2013 und Herbst 2014 hat der Konzern mindestens ein Dutzend Mal Überweisungen von Danske-Kunden auf Deutsche-Bank-Konten zurückgewiesen, weil offenbar Zweifel an der Seriosität der Kontoinhaber bestand. Trotzdem brachen die Frankfurter ihre Geschäftsbeziehung zu Danske erst 2015 ab. Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL .)
Die Danske Bank stand von 2007 bis 2015 im Mittelpunkt eines großangelegten Geldwäschesystems. Mutmaßlich Osteuropäer transferierten über Konten bei der estnischen Danske-Tochter Geld in den Westen. Um die Transfers im Umfang von rund 230 Milliarden Dollar abzuwickeln, kooperierte Danske mit Korrespondenzbanken, die daran verdienten - darunter die Deutsche Bank. Allein über sie sollen rund 150 Milliarden Dollar geflossen sein.
Das Geldwäschesystem hätte nicht funktioniert, wenn die kleine Danske nicht mehrere große Banken eingeschaltet hätte, um die Transfers abzuwickeln: JPMorgan Chase, Bank of America und eben die Deutsche Bank. Diese Korrespondenzbanken sind dank ihrer Größe und Vernetzung eminent wichtig für den internationalen Zahlungsverkehr, der quasi das Herzstück der globalisierten Weltwirtschaft ist.
Erst 2015 wurde die Kooperation eingestellt
Die Deutsche Bank ist traditionell stark in diesem Geschäft, wurde sie doch 1870 gegründet, um den Exportdrang der deutschen Industrie zu finanzieren. Allerdings ist sie genau deshalb auch besonders anfällig für illegale Geldtransfers rund um die Welt. Laut dem damaligen Leiter des Handelsgeschäfts der estnischen Danske-Bank-Filiale, Howard Wilkinson, lief sogar der Großteil der Geldwäsche über Konten der Deutschen Bank: etwa 150 Milliarden der 230 Milliarden Dollar. Erst 2015 stellten die Frankfurter die Kooperation mit Danske ein, "nachdem wir einen Anstieg von verdächtigen Transaktionen von Danske-Kunden identifiziert hatten", wie sie mitteilt.
Die Deutsche Bank argumentiert, es habe sich nicht um ihre eigenen, sondern um Kunden der Danske Bank gehandelt. Daher habe sie diese Kunden nicht im Rahmen ihrer Know-Your-Client-Prozesse überprüfen können.
Allerdings schlugen ihre Risikosysteme mehrfach Alarm beim Versuch britischer Briefkastenfirmen, Geld von Danske- auf Deutsche-Bank-Konten zu überweisen. Nach Erkenntnissen des "Organized Crime and Corruption Reporting Project" soll das aserbaidschanische Regime um Präsident Ilcham Alijew Briefkastenfirmen wie LCM und Hilux genutzt haben, um Geld zu waschen und westliche Politiker zu beeinflussen.
"Solange es sich um Einzelfälle handelt, führt dies nicht automatisch dazu, dass auch die Korrespondenzbeziehung insgesamt beendet wird", erklärte die Deutsche Bank. Das geschah erst 2015. Deutliche Hinweise darauf hatte es indes schon zwei Jahre zuvor gegeben.
Zweierlei ist an den geplatzten Transfers bemerkenswert: Es zeigt, dass die viel gescholtenen Risikosysteme der Deutschen Bank zumindest in Einzelfällen anschlugen. Allerdings ist fraglich, warum es noch zwei Jahre nach den ersten Alarmsignalen dauerte, bis die Deutsche Bank ihre Geschäftsbeziehung zur Danske Bank abbrach. JPMorgan Chase etwa hatte bereits 2013 die Reißleine gezogen.