»Konsumkiller Inflation« Deutscher Handel erleidet heftigen Umsatzeinbruch im Weihnachtsgeschäft

Absturz statt leichtes Wachstum: Die schlechte Konsumlaune in Deutschland hat dem Einzelhandel das Weihnachtsgeschäft vermiest. Vor allem Lebensmittelfirmen, Versand- und Internethändler litten.
Auf Sparkurs: Konsumentin in einem Supermarkt

Auf Sparkurs: Konsumentin in einem Supermarkt

Foto: Sven Hoppe / dpa

Dem deutschen Einzelhandel ist ausgerechnet im wichtigen Weihnachtsgeschäft die Puste ausgegangen. Der Umsatz fiel im Dezember um 4,8 Prozent niedriger aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Preisbereinigt (real) gab es sogar einen Rückgang von 5,3 Prozent.

Dieser Absturz kommt überraschend: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem leichten Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet.

»Die desolate Konsumlaune hatte den Konsumabsturz angekündigt«, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. »Der Rückgang ist äußerst heftig, die hohe Inflation ist zum Konsumkiller geworden.«

Die Verbraucherpreise sind im vergangenen Jahr mit 7,9 Prozent so stark gestiegen wie noch nie seit Bestehen der Bundesrepublik. Das nagt an der Kaufkraft der Konsumenten. »Weil Belastungsfaktoren wie die Geldpolitik erst noch stärker durchwirken werden, ist eine Erholung nicht in Sicht«, sagte Krüger mit Blick auf steigende Zinsen. »Die massiven Realeinkommensverluste werden den Konsum noch lange an der Leine halten.«

Der schwache Konsum zum Jahresausklang hat erheblich dazu beigetragen, dass Europas größte Volkswirtschaft mit einem Bein in der Rezession steckt. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im vierten Quartal überraschend um 0,2 Prozent. Der Grund: Die inflationsgeplagten Verbraucher schränkten ihren Konsum ein.

Im Gesamtjahr 2022 stieg der Umsatz im Einzelhandel um 7,8 Prozent. Inflationsbereinigt (real) sank er hingegen um 0,6 Prozent. »Ursächlich für den realen Umsatzeinbruch dürften in erster Linie die deutlich gestiegenen Verbraucherpreise unter anderem für Lebensmittel und Energie sein«, sagten die Statistiker.

Im Einzelhandel mit Lebensmitteln sank der Umsatz 2022 mit real 4,6 Prozent so stark wie noch nie seit Beginn dieser Statistik 1994. »Dazu könnte neben den hohen Preissteigerungen für Lebensmittel und der damit einhergehenden Zurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher auch der Wegfall der Coronabeschränkungen in der Gastronomie geführt haben«, hieß es.

Einen empfindlichen Rückschlag musste auch der lange boomende Versand- und Internethandel hinnehmen: Dessen Umsatzminus von real 8,5 Prozent fiel überdurchschnittlich aus.

kig/Reuters

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