Immobilien Deutschland hinkt eigenen Zielen bei Energiespar-Sanierung hinterher

Bis 2045 will die Bundesregierung Wohn- und Bürogebäude so weit modernisiert haben, dass sie klimaneutral betrieben werden können. Doch das Ziel rückt in immer weitere Ferne.
Wohnungsbau: »Die aktuellen Rahmenbedingungen reichen nicht aus«

Wohnungsbau: »Die aktuellen Rahmenbedingungen reichen nicht aus«

Foto: Markus Scholz / dpa

In Deutschland werden bislang weit weniger Häuser und Wohnungen energieeffizient modernisiert, als es nach Einschätzung von Fachleuten zur Einhaltung der Klimaziele notwendig wäre. »Jedes Jahr werden nur rund 500.000 Wohneinheiten energetisch vollständig saniert«, sagte Ralph Henger, Wohnungsmarktexperte beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Bei rund 42,5 Millionen Wohnungen in Deutschland liegt die jährliche Sanierungsquote damit bei etwas mehr als einem Prozent. »Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssten es aber doppelt so viele sein«, sagt Henger.

In einer Umfrage des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) vom Dezember 2022 nannten 84 Prozent der befragten Wohnungsunternehmen die gestiegenen Materialkosten als wesentliche Modernisierungsbremse. 57 Prozent sahen die gestiegenen Finanzierungszinsen und 55 Prozent die fehlenden Bau- und Handwerkskapazitäten als Hindernis. »Die aktuellen Rahmenbedingungen reichen nicht aus, um genügend Gebäudeeigentümer davon zu überzeugen, in ihr Gebäude zu investieren und energetische Effizienzmaßnahmen durchzuführen«, sagte Henger.

Branche fordert Hilfen vom Staat

Da ein großer Teil der Bevölkerung sich steigende Mietkosten nicht leisten könne, müssten Modernisierungen vor allem bezahlbar bleiben, sagt eine Sprecherin des Immobilienkonzerns Vonovia. Ohne Hilfe der Politik sei die Branche langfristig aber nicht in der Lage, in die Energiewende zu investieren und gleichzeitig Mieten stabil zu halten.

Ziel der Bundesregierung ist, dass der Gebäudebestand in Deutschland bis 2045 klimaneutral wird. Neben dem nachhaltigen Neubau liegt der Fokus staatlicher Förderungen vor allem auf der Sanierung bestehender Gebäude, da man sich hier den größeren Klimaschutzeffekt verspricht. Im vergangenen Jahr hatte der Staat nach Angaben des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) rund 2,6 Milliarden Euro an Fördergeldern für die energetische Sanierung ausgezahlt, 85 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor.

Das Fördergeld soll helfen, Wohnungen und Häuser so zu modernisieren, dass sie dauerhaft Energie einsparen – zum Beispiel durch die Erneuerung von Heizungsanlagen, die Dämmung von Dächern und Außenwänden oder den Austausch von Fenstern und Haustüren. Der GdW kritisiert, die Bundesregierung setze den Fokus auf »teure energetische Einzelmaßnahmen mit viel zu geringer Wirkung«. Trotz der Milliardeninvestitionen stagniere der Energieverbrauch der Haushalte.

Anstatt die energetische Erneuerung einzelner Wohneinheiten anzugehen, sei es sinnvoller und günstiger, »die Energieversorgung der Gebäude im Quartierszusammenhang CO₂-arm zu machen«, sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko. Er schlägt etwa eine kommunale Wärmeplanung und einen Abbau von Hürden beim Mieterstrom vor. Dieser wird in unmittelbarer Nähe zum Abnehmer – zum Beispiel von Solaranlagen auf dem eigenen Dach – produziert. »Dann klappt's auch mit der CO₂-Reduktion und den Klimazielen«, sagte Gedaschko.

mik/dpa-AFX
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