Devisenexperten Der Euro hat noch Luft nach oben
Frankfurt am Main - Der Euro erreichte zeitweise etwas mehr als 1,18 Dollar, womit er nur noch rund einen Cent unter seinem bisherigen Rekordhoch von 1,19 Dollar notierte. "Der Trend des Euro ist klar aufwärts gerichtet", sagte ein Devisenhändler.
Am Freitagvormittag war es der europäischen Währung gelungen, die psychologisch wichtige Marke von 1,1747 Dollar zu durchbrechen. Zu diesem Kurs war der Euro am 4. Januar 1999 an den Märkten gestartet. Noch am selben Tag hatte der Euro auch sein Allzeithoch von rund 1,19 Dollar markiert, ehe er kontinuierlich bis Oktober 2000 rund 30 Prozent auf ein Rekordtief von 0,8225 Dollar einbrach.
Händler begründeten den Kursgewinn vor allem mit der Schwäche der US-Währung. Eine tagesaktuelle politische oder wirtschaftliche Nachricht, die die Euro-Käufe ausgelöst hätte, gab es laut Händlern nicht. Vielmehr hätten automatische Kaufaufträge den Euro binnen Sekunden um rund einen halben US-Cent steigen lassen.
Starker Dollar ade
Seit dem Jahresanfang hat der Euro mehr als zehn Prozent zur US-Währung zugelegt. Händler verwiesen darauf, dass bisher von Seiten der Europäischen Zentralbank (EZB) keine Warnsignale ausgegangen seien. "Es ist nur natürlich, dass der Markt jetzt das Allzeithoch für den Euro austesten will", erklärte Shahab Jalinoos, Währungsstratege der UBS Warburg. "In den kommenden Wochen werden wir sicherlich neue Allzeithochs sehen - wenn es überhaupt noch so lange dauert", prognostizierte ein anderer Devisenhändler in Frankfurt. "Kurse von rund 1,20 Dollar dürften in unmittelbarer Zukunft erreicht werden."
Als Hintergrund für den Kursanstieg des Euro in den vergangenen Wochen nannten Marktteilnehmer erneut Äußerungen von US-Finanzminister John Snow. Dieser habe nicht den Eindruck erweckt, wegen der Kursschwankungen am Devisenmarkt besorgt zu sein. "Das wird als Abkehr von der Politik des starken Dollar gewertet. Es ist zumindest ein Signal dafür, dass die USA nicht am Markt eingreifen werden. Die Angst vor Interventionen ist gewichen", sagte der Händler.
Alles schaut auf den Eurotower
Die USA hätten ein enormes Defizit in der Handelsbilanz zu bewältigen, begründeten Händler die Schwäche des Dollar weiter. Auch das hohe Haushaltsdefizit belaste den Greenback.
Händler halten es ebenfalls für möglich, dass der Höhenflug des Euro ein jähes Ende finden könnte, sollte sich die Zinsdifferenz zu Ungunsten des Euro verschlechtern. Derzeit bringen Euro-Anlagen deutlich höhere Renditen als Dollar-Anlagen. Sollte die EZB also die Zinsen senken, könnte dies den Euro schwächen. Am 5. Juni tagt der EZB-Rat. Händler rechnen mit einer Zinssenkung von 0,25 Basispunkten. Der spanische Zentralbankgouverneur Jaime Caruana hatte am Freitag erklärt, der Ausblick auf die Inflationsentwicklung in der Euro-Zone habe sich erheblich verbessert. Dies werde die EZB bei ihren Zinsentscheidungen auch berücksichtigen.