Durchbruch Längster Tarifkonflikt im Einzelhandel beigelegt

Der bisher längste Tarifkonflikt in der Geschichte des deutschen Einzelhandels ist beigelegt. Arbeitgeber und die Gewerkschaft Ver.di haben sich in Stuttgart geeinigt - auf rund drei Prozent mehr Gehalt und verschiedene Einmalzahlungen.

Gerlingen - 18 Monate dauerte der Kampf - doch nun ist eine Einigung da, die vermutlich Pilotcharakter für ganz Deutschland haben wird. Wie Ver.di-Verhandlungsführer Werner Wild berichtete, werden die Löhne und Gehälter rückwirkend zum 1. April 2008 um drei Prozent erhöht. Als Ausgleich für das Jahr zuvor erhalten die Beschäftigten zudem eine Einmalzahlung von 400 Euro. Der Tarifvertrag läuft bis zum 31. März 2009.

Nach Angaben der Arbeitgeber sieht die Einigung zudem für die Jahre 2009 und 2010 eine Vorsorgeleistung von je 150 Euro vor. Diese könnten wahlweise in Form einer Altersvorsorge oder als Guthaben für ein Langzeitkonto gewährt werden. In der heftig umstrittenen Frage der Zuschläge verständigten sich die Tarifparteien laut Hauptverband des Deutschen Einzelhandels auf den Wegfall für Samstagsarbeit bis 18.30 Uhr. Die Spätzuschläge in der Woche bleiben nach Angaben von Ver.di-Vertreter Wild aber unangetastet.

Ab 18.30 Uhr gebe es weiterhin einen Zuschlag von 20 Prozent. Für Samstagsarbeit gebe es in Zukunft erst ab 18.30 Uhr einen Zuschlag in selber Höhe. Ab 20.00 Uhr werden dann 50 Prozent Zuschlag fällig, wie Wild berichtete. Über die Erfahrungen mit den Spätöffnungszeiten wollen Arbeitgeber und Gewerkschaft im kommenden Jahr Gespräche aufnehmen.

"Total verfahrene Situation gelöst"

Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des baden-württembergischen Einzelhandelsverbandes, sagte, der Kompromiss habe die Interessen von beiden Seiten zusammengeführt. "Wir hatten eine total verfahrene Situation. Die haben wir nun gelöst." Der Abschluss könnte Pilotcharakter für die insgesamt 2,7 Millionen Beschäftigten im deutschen Einzelhandel haben. Darüber soll der gemeinsame Tarifpolitische Ausschuss am Freitag beraten.

Gewerkschafter Wild sagte, er glaube, dass das Ergebnis von den anderen Tarifbezirken übernommen werde. "Wir sind alle froh über den Abschluss." Die Auseinandersetzung im Einzelhandel war die längste in der deutschen Nachkriegsgeschichte um einen Flächentarifvertrag.

Ver.di forderte ursprünglich für die Beschäftigten 5,5 Prozent mehr Lohn. In Baden-Württemberg waren die Beschäftigten im Lauf des Tarifkonflikts immer wieder zu Streiks aufgerufen.

Oliver Schmale, AP

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