Studie E-Mobilität gefährdet mehr als 400.000 Jobs

E-Auto beim Aufladen: Elektromotoren haben nur 200 Teile - nicht 1200
Foto: imagebroker/ Lilly/ imago imagesDie Umstellung auf die Elektromobilität könnte schwere Jobverluste mit sich bringen: Allein in der Produktion von Motoren und Getrieben könnten bis zu 88.000 Stellen wegfallen, schreibt ein Bericht der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) für die Bundesregierung, der dem Handelsblatt vorliegt. Insgesamt sieht die NPM-Arbeitsgruppe unter Vorsitz von IG-Metall-Chef Jörg Hofmann 410.000 Arbeitsplätze bis zum Ende des Jahrzehnts gefährdet. Zwei Tage vor dem Autogipfel am Mittwoch sollen die Ergebnisse des Berichts an diesem Montag vorgestellt werden.
Damit die Jobverluste so gering wie möglich ausfallen, fordert die NPM-Arbeitsgruppe die Unternehmen zu strategischer Personalplanung auf. Außerdem müssten regionale Qualifizierungszentren aufgebaut werden, in denen Firmen, Arbeitsagentur und Weiterbildungsträger zusammenarbeiten.
Elektromotor braucht viel weniger Teile
Der Grund für die Berechnung ist einfach: Während in einem Verbrennungsmotor mindestens 1200 Teile verbaut werden, sind es beim Elektromotor nur rund 200. Damit ist klar: Je mehr Elektroautos die klassischen Autos mit Verbrennungsantrieb verdrängen, desto weniger Kolben, Getriebe oder Zylinderkopfdichtungen werden gebraucht. In gleichem Maß steigt die Bedrohung für die Arbeitsplätze.
Doch die EU-Klimaschutzziele für den Verkehrssektor schreiben einen raschen Umbau auf E-Autos vor: Bis 2030 will die Bundesregierung laut ihrem Klimaschutzprogramm sieben bis zehn Millionen Elektrofahrzeuge auf die Straßen bringen. Das wirkt sich auf den Arbeitsmarkt aus. Die Berechnungen waren bisher von weniger ehrgeizigen E-Mobilitätszielen ausgegangen.
Die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) setzt sich aus Experten aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, Verbänden und Forschung zusammen.
Mit scharfer Kritik an diesen hohen Prognosen zu Jobverlusten äußerte der Verband der Automobilindustrie (VDA): „Die Annahme, dass in den kommenden Jahren bis zu 410.000 Stellen wegfallen könnten, geht von einem unrealistischen Extremszenario aus“, versichert VDA-Geschäftsführer Kurt-Christian Scheel.