Die südkalifornische Stadt
San Diego ist noch heftiger von Elektrorollern befallen als Paris oder Berlin, und
daraus haben zwei Männer ein Geschäft gemacht: Sie räumen die Dinger einfach
weg. Auf einen großen Haufen. Rund 12.000 Stück liegen da schon.
"Irgendeiner muss es ja
machen", sagt John Heinkel, 55, während er an einem Augustmorgen gemeinsam mit
Dan Borelli, 43, um fünf Uhr in der Früh in seinem Pick-up-Truck sitzt,
um seine tägliche Scooter-Abfuhrrunde in der Stadt zu drehen. "Sie liegen auf
Gehsteigen, vor Schaufenstern, Hoteleingängen, auf Behindertenparkplätzen, vor
Zebrastreifen. Kreuz und quer. Wir dachten, da muss jetzt endlich jemand für
Ordnung sorgen." Ihre Firma, deren Logo auf ihren T-Shirts und auf dem Truck
prangt, haben sie ScootScoop genannt. Scoop heißt Schaufel.
An der US-Westküste nahm die E-Roller-Revolution 2018 ihren Anfang, hier streuten kalifornische Firmen wie
Bird und Lime ihre Vehikel zuerst aus. San Diego ist für Scooter-Firmen
eigentlich ein Idealgebiet: immer schönes Wetter, viele Touristen, vornehmlich
ebenes Gelände, schwaches öffentliches Verkehrsnetz.
Wenn da bloß ScootScoop
nicht wäre.
Das Geschäftsmodell von
Heinkel und Borelli geht so: Sie packen illegal und auf Privatgrund abgestellte
Scooter auf ihren Pick-up-Truck, bringen die Dinger zu einem Sammelplatz und
verlangen von den Scooter-Firmen 50 Dollar pro Vehikel für die Herausgabe. Ihr
Aktionsradius ist beschränkt, aktiv werden sie nur auf Grundstücken von
Eigentümern, die ihnen dafür den Auftrag geben. Mehr als 300 Liegenschaften in
San Diego – Hotelanlagen, Malls, Wohnkomplexe, Restaurants, Privathäuser –
halten sie auf diese Weise Scooter-frei, "und jeden Tag bekommen wir etwa zehn
neue Anfragen", sagt Borelli.
Die beiden sind eine Art
Kammerjäger für Tretroller. Allerdings lassen sie sich dabei quasi von den
Ratten bezahlen, nicht von den betroffenen Hausbesitzern: Für die ist der Dienst
gratis, nur die Scooter-Firmen werden zur Kasse gebeten.
Es ist eine seltsame
Situation: Da beglücken ein paar "Wir verbessern die Welt"-Start-ups
amerikanische Innenstädte mit einem neuen, platzsparenden, simplen,
vergleichsweise umweltfreundlichen Transportmittel. Und dann tritt ein anderes
Unternehmen mit der Dienstleistung an, die Bürger von dieser Segnung wieder zu
erlösen.