Eichborn Das "kleine Arschloch" ist an der Börse
Frankfurt am Main - Zuerst knallten die Sektkorken. Die Eichborn-Aktie legte auf dem Frankfurter Parkett mit einem Höchstkurs von 14,40 Euro einen passablen Start hin. "Wir sind sehr zufrieden und stolz", sagte Programmchef Wolfgang Ferchl, "der emsige Handel hat uns gezeigt, dass wir sehr interessant sind für die Branche und vielleicht auch ein Vorbild für andere Branchen sein können." Im Xetra-Computerhandel sank die Aktie am Nachmittag jedoch wieder. Sie fiel 12,60 Euro zurück, lag also nur noch knapp über dem Emissionspreis von 12 Euro.
Beinahe der gesamte Verlag war am Dienstag in der Börse, um den Start hautnah mitzuerleben. Im Vorraum stand eine mit Luft gefüllte Litfasssäule, auf der das "Kleine Arschloch" prangte, eine der bekanntesten Figuren aus der Verlagsproduktion. "Es war schon spannend, mal selbst mit auf dem Parkett zu stehen und diese Mischung aus Kathedrale und Abflughalle von innen zu sehen", sagte Ferchl.
Seit Dienstag ist ein Fünftel des Grundkapitals der Eichborn AG von rund zehn Millionen Mark im freien Handel. Eichborn hat sich mit dem Börsengang 24 Millionen Mark zusätzliches Kapital für die weitere Expansion in Richtung Film und Multimedia beschafft.
Eichborn ist als erster reiner Buchverlag in Deutschland an die Börse gegangen. Damit wollte das Unternehmen nach eigenen Angaben ein Signal setzen, dass es auch anders gehen könne, als sich zur Expansion an die Großkonzerne Bertelsmann, Holtzbrinck oder Springer anzulehnen. In den vergangenen Jahren erzielte die Eichborn AG im Vergleich zum Branchentrend überdurchschnittliche Umsatzzuwächse. 1999 lag der Umsatz bei 38,3 Millionen Mark, das entspricht einem Plus von 20 Prozent.
Mit Hilfe des neuen Kapitals will der Verlag stärker bei der Produktion von Fernseh- und Kinofilmen mitmischen. Neben Büchern verkauft Eichborn schon jetzt auch Hörbücher und Merchandising-Artikel wie Tassen und Schlüsselanhänger. Ein neuer Geschäftsbereich soll die Karriereberatung im Internet werden.