Einigung Russland und Ukraine schließen Gas-Frieden

Russland und die Ukraine haben sich im Streit um einen höheren Gaspreis geeinigt. Der staatlich-russische Gaskonzern Gasprom will die seit Tagen geltende Lieferblockade gegen das Nachbarland aufheben.

Moskau - Man sei sich über die zukünftigen Bedingungen für russische Gaslieferungen an die Ukraine einig geworden, erklärten die Chefs von Gasprom und Naftogas, Alexej Miller und Oleksij Iwtschenko, heute in Moskau. Gasprom-Chef Miller sagte, das Abkommen gelte für die kommenden fünf Jahre. "Es ist ein Erfolg für Gasprom und wir sind zufrieden", fügte er hinzu. Die Vereinbarung sichere auch die Lieferungen nach Europa.

Gasprom nimmt demnach seine Lieferungen in die Ukraine wieder auf und verkauft Gas für 230 Dollar pro 1000 Kubikmeter an die Handelsgesellschaft Rosukrenergo. Von dieser soll Kiew das Gas für 95 Dollar pro 1000 Kubikmeter erwerben. Rosukrenergo könne deswegen einen niedrigeren Preis verlangen, weil das Unternehmen auch billigeres Gas aus Zentralasien einkaufe, erklärten Miller und Iwtschenko.

Der Zwischenhändler Rosukrenergo ist laut westlichen Presseberichten ein Gemeinschaftsunternehmen, das zum weit verzweigten Firmenimperium von Gasprom sowie einer Tochter der österreichischen Raiffeisen Investment AG (RIAG) gehört. Rosukrenergo hatte bislang den Gastransit von Turkmenistan über Russland in die Ukraine abgewickelt.

Geschäfte werden in bar abgewickelt

Die Ukraine kompensiert die Verteuerung auch über höhere Transitpreise. Naftogas-Chef Iwtschenko verkündete eine Preiserhöhung für den Transport von russischem Gas durch das Land. Für den Transit in Richtung West- und Mitteleuropa erhalte die Ukraine in Zukunft 1,60 Dollar statt bisher 1,09 Dollar für 1000 Kubikmeter je 100 Kilometer Strecke. Die Leitungen in der Ukraine sind im Besitz der ehemaligen Sowjetrepublik. Iwtschenko kündigte an, dass beide Seiten in Zukunft ihre Geschäfte in bar abwickeln. Bislang hatte Russland die Transitgebühren an die Ukraine in Form von Gas beglichen.

Die Ukraine verbraucht jährlich zwischen 70 und 80 Milliarden Kubikmeter Gas. Ein Großteil davon - 36 Milliarden Kubikmeter - stammte im Jahr 2004 aus turkmenischen Vorkommen. Russland lieferte 23 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Der Rest stammt aus ukrainischen Quellen. Nach Angaben von Gasprom wird der Anteil des russischen Gases in diesem Jahr auf dem ukrainischen Markt auf 17 Milliarden Kubikmeter sinken.

Gasprom hatte am Sonntag seine Gaslieferungen an die Ukraine eingestellt, um den höheren Gaspreis von 230 Dollar für 1000 Kubikmeter durchzusetzen. Bislang zahlt das Nachbarland 50 Dollar. Durch die Blockade wurden teilweise auch die Lieferungen in den Westen eingeschränkt. Der Streit zwischen den Ländern hatte weltweit für Aufsehen gesorgt und in Europa eine Debatte um die Zuverlässigkeit Russlands als Energielieferant angestoßen.

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