Wettlauf um Klimaneutralität EnBW will bereits 2028 aus Kohle aussteigen

Andreas Schell, Chef des Energiekonzerns EnBW, will die Kohlekraftwerke schneller vom Netz nehmen als die Konkurrenz. Und fordert mehr Tempo bei der Energiewende.
Foto: Ralph Orlowski / REUTERS

Der baden-württembergische Energiekonzern EnBW will schon 2028 komplett aus der Kohle aussteigen, »sofern die von der Bundesregierung gesetzten Rahmenbedingungen dies ermöglichen«. Das erklärte der Vorstandsvorsitzende Andreas Schell in einer Mitteilung. Die Energiewende müsse mehr Geschwindigkeit aufnehmen, »wenn wir unseren Energiebedarf decken und die Klimaziele erreichen wollen«. Das Karlsruher Unternehmen wolle die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit beschleunigen.

Schell betonte, in der Planung des Karlsruher Konzerns sei 2028 das bestmögliche Jahr für den Kohleausstieg, nicht das frühestmögliche. Deutschlands größter Stromerzeuger RWE hatte im vergangenen Jahr mit dem Bund und dem Land Nordrhein-Westfalen vereinbart, den Braunkohleausstieg im Westen Deutschlands auf 2030 vorzuziehen. Seitdem liegt viel Aufmerksamkeit darauf, wie schnell der Ausstieg bei der Braunkohle in Ostdeutschland oder bei Steinkohlekraftwerken im Süden gelingen kann.

Kohle aus Übersee

Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hat sich EnBW als der drittgrößte Versorger Deutschlands eigenen Angaben zufolge in kürzester Zeit von russischem Gas und russischer Kohle unabhängig gemacht. Eine sichere Versorgung mit Energie sei aus anderen Bezugsquellen sichergestellt worden. Kohle beziehe die EnBW nun etwa aus Nordamerika und Afrika. 2021 seien noch mehr als 80 Prozent aus Russland gekommen.

Das bereinigte operative Ergebnis der EnBW betrug dem Unternehmen zufolge im vergangenen Jahr 3,29 Milliarden Euro nach 2,96 Milliarden Euro 2021, ein Plus von 11 Prozent. Mit einem Anstieg von mehr als 39 Prozent auf 1,11 Milliarden Euro seien die erneuerbaren Energien vergangenes Jahr erstmals das ergebnisstärkste Geschäftsfeld gewesen, teilte der Konzern mit.

»Klimaneutral bis 2035«

Der Konzernüberschuss der EnBW stieg im Vergleich zum Vorjahr laut der Mitteilung von rund 363 Millionen auf 1,7 Milliarden Euro. »Wir haben den finanziellen Spielraum, um unsere Ziele umzusetzen«, sagte Schell. »Bis zum Jahr 2035 wollen wir komplett klimaneutral sein.«

EnBW ist seit 2011 größtenteils im Besitz der öffentlichen Hand. Das Land Baden-Württemberg sowie der Zusammenschluss OEW von neun oberschwäbischen Landkreisen halten je fast 47 Prozent an dem Konzern.

dpa/rai

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