Energie E.on verdient Milliarden - jetzt sollen die Strompreise sinken

Beim Energiekonzern E.on klingelt die Kasse - auch dank der hohen Strom- und Gaspreise. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr um mehr als ein Fünftel auf 68 Milliarden Euro. Nun verspricht das Unternehmen, die Energiepreise wieder zu senken.

Düsseldorf - Sämtliche regionalen Gesellschaften würden ihre Gaspreise senken, teilte Eon   heute mit. Bei fünf der sieben Tochterunternehmen sollen die Preise ab Mai oder Juni um bis zu 8,4 Prozent zurückgehen. Die zwei übrigen hätten dies schon zum März getan. Als Grund nannte E.on den gesunkenen Ölpreis.

Außerdem könnten im Verlauf des Jahres auch die Strompreise sinken, stellte E.on in Aussicht. Die Großhandelspreise beim Strom seien bereits deutlich herunter gegangen, sagte Konzernchef Wulf Bernotat heute auf der Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf. Dies werde in einem nächsten Schritt auch den Endkunden zugute kommen.

Ohne Sondereffekte hat der Energiekonzern im vergangenen Jahr einen Gewinn von 4,4 Milliarden Euro eingefahren - ein Plus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Aktionäre sollen von dem Ergebnis nun mit einer höheren Dividende profitieren. E.on schlägt vor, statt 2,75 Euro 3,35 Euro pro Aktie auszuzahlen. Die vom Unternehmen vorgelegten Zahlen übertrafen sogar noch die ohnehin hohen Erwartungen von Analysten. Die E.on-Aktie legte heute Vormittag um knapp zwei Prozent zu.

Im Übernahmekampf um den spanischen Versorger Endesa   will sich E.on von seinen Plänen nicht abhalten lassen. Der Düsseldorfer Konzern will zusammen mit den Spaniern zu einem der weltweit größten Energieversorger werden. Allerdings legt die Regierung in Madrid den Deutschen immer wieder Steine in den Weg. Erschwert wird die Übernahme auch dadurch, dass der italienische Konkurrent Enel   mit 22 Prozent bei Endesa eingestiegen ist.

E.on-Chef Bernotat will den Deal trotzdem durchziehen. "Von unserem Kurs lassen wir uns auch durch die Entwicklung der letzten Woche nicht abbringen", sagte er. Früheren Aussagen zufolge wollte E.on mindestens 50,01 Prozent der Endesa-Anteile kaufen, das Geschäft hätte einen Wert von 41 Milliarden Euro.

Allerdings haben die Deutschen erst ein Prozent der Endesa-Aktien zum Kauf angeboten bekommen, sagte Bernotat heute. Seine Ziele schraubte er nun herunter: Erstmals räumte der Konzernchef ein, dass er sich auch mit einer Minderheitsbeteiligung an Endesa zufrieden geben würde. Nach dem Ablauf der Angebotsfrist am 29. März werde man die Lage prüfen.

Rückendeckung aus Brüssel

Eine weitere wichtige Forderung hatte E.on schon gestern Abend fallen lassen: Anders als bisher strebt das Unternehmen bei Endesa keine Satzungsänderung mehr an. Enel hätte diese zusammen mit dem spanischen Aktionär Acciona   ohnehin verhindern können.

Als Reaktion auf die Rücknahme der E.on-Forderung hat Endesa heute die für den 20. März angesetzte außerordentliche Hauptversammlung abgesagt. Bei dem Aktionärstreffen hätten die Anteilseigner über die Satzungsänderung abstimmen sollen. Wegen E.ons Rückzieher ist das Treffen nun nicht mehr nötig.

Rückendeckung erhielt Bernotat unterdessen aus Brüssel. Weil die spanische Regierung die Endesa-Übernahme immer wieder torpediert, droht ihr nun eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH). Das laufende Vertragsverletzungsverfahren werde erneut ausgeweitet, teilte die EU-Kommission heute in Brüssel mit. Die Regierung in Madrid habe nun in einer letzten Frist sieben Werktage Zeit, ihre Auflagen gegen E.on zu kippen. Normalerweise gewährt die Kommission zwei Monate Zeit.

Stromleitungen europaweit bündeln

In einer anderen Frage dagegen sind sich E.on und die EU-Kommission nicht einig. Zusammen mit anderen Stromkonzernen will das Unternehmen seine Leitungen in einer unabhängigen Netzgesellschaft bündeln. Auf diese Weise wollen die Konzerne ihre Zerschlagung verhindern, die die EU-Kommission fordert.

Auf der Bilanzvorlage sprach sich Bernotat nun erstmals öffentlich für den Aufbau eines europäischen Kernmarktes in der Energiebranche aus. Das Unternehmen habe der EU-Kommission vorgeschlagen, einen solchen Kernmarkt bestehend aus Frankreich, den Benelux-Staaten, Österreich, der Schweiz und Deutschland zu schaffen, sagte Bernotat.

Mit der EU würden Gespräche geführt, wie eine Zusammenarbeit der Netzbetreiber und eine entsprechende Regulierung aussehen könnte. Die Kommission hält allerdings an ihrer Position fest: Wirklichen Wettbewerb könne es nur geben, wenn die Konzerne entflechtet werden. Sprich: Stromerzeugung und Netzbetrieb müssen klar voneinander getrennt werden. Dieser Auffassung ist auch das deutsche Bundeskartellamt.

wal/AFP/dpa/Reuters/ddp

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