Kampf gegen Energiekrise Frankreich will beim Bau von Atomkraftwerken Tempo machen

Kühltürme des AKW in Dampierre-en-Burly: Neue Meiler sollen schneller kommen
Foto: Christian Hartmann / REUTERSWährend in Deutschland darüber diskutiert wird, wie das Errichten von Windrädern vorangetrieben werden kann, will Frankreich mehr Tempo beim Bau neuer Atomkraftwerke machen. Das Kabinett in Paris berät dazu an diesem Mittwoch über einen Gesetzentwurf, der Verfahrensabläufe vereinfachen und damit Zeit sparen soll.
Da die zunächst sechs geplanten Kraftwerke auf dem Gelände bestehender AKW errichtet werden sollen, könnten bestimmte Genehmigungsverfahren entfallen – so sieht es der Gesetzentwurf vor. Dieser soll Anfang nächsten Jahres ins Parlament kommen.
Noch vor Ende seiner zweiten Amtszeit 2027 könnte Präsident Emmanuel Macron den Grundstein eines neuen AKW legen, hieß es in Medienberichten. Eine Inbetriebnahme würde 2035 bis 2037 erfolgen.
Bürgerbeteiligung wird nicht abgewartet
Parallel sollen aber auch erneuerbare Energien beschleunigt ausgebaut werden. Ein Gesetzentwurf dazu soll ebenfalls ab Mittwoch vom Senat beraten werden. Erneuerbare Projekte müssten doppelt so schnell wie bisher realisiert werden, forderte Macron kürzlich.
Für Protest sorgt der Gesetzentwurf der Regierung zum schnellen AKW-Bau, weil die Ergebnisse einer erst kürzlich gestarteten Bürgerbeteiligung zur Zukunft der Kernkraft gar nicht abgewartet werden.
Die öffentliche Debatte, die von dem vor der Wiederverstaatlichung stehenden Energiekonzern EDF und der Stromnetzgesellschaft organisiert wird, begann in der vergangenen Woche und läuft bis Ende Februar.
Anders als Deutschland will Frankreich für seine Energieversorgung weiter maßgeblich auf Atomkraft setzen. Eine »Renaissance der französischen Atomkraft« kündigte Macron im Februar an. Frankreich ist nach den USA der zweitgrößte Atomstromproduzent der Welt.
Aktuell verfügt das Land über 56 Atomkraftwerke. Bei vielen waren im vergangenen Jahr Mängel festgestellt worden. Wegen der Wartung musste knapp die Hälfte der Meiler abgeschaltet werden, was Europas Energiekrise noch verschärfte. Verschlimmert wurde die Situation durch wochenlange Streiks, welche die Reparaturarbeiten verzögerten. Der französische Energiekonzern EDF, der die Reaktoren betreibt, steht kurz vor der Verstaatlichung.