Gaslieferungen Katars Energieminister dämpft Erwartungen westlicher Staaten

Katars Energieminister Saad al-Kaabi: »Das muss man planen«
Foto: IBRAHEEM AL OMARI / REUTERSDas international umworbene Öl- und Gasförderland Katar dämpft Erwartungen Deutschlands und anderer westlicher Staaten an ein rasches Ende ihrer Abhängigkeit von Lieferungen aus Russland. Er denke nicht, dass Katar unmittelbar helfen könne, sagte Energieminister Saad al-Kaabi am Samstag auf einer Konferenz in der katarischen Hauptstadt Doha. Niemand könne die russischen Lieferungen derzeit ersetzen.
Der seit rund vier Wochen andauernde Ukrainekrieg hat in Europa und Deutschland die Sorgen vor Energieengpässen geschürt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte vor einigen Tagen eine Energiepartnerschaft mit Katar ausgerufen. Deutschland versucht, sich von russischen Lieferungen unabhängiger zu machen – nicht nur mithilfe Katars, sondern auch der USA und anderer Länder wie Norwegen.
Katars Energieminister al-Kaabi hatte zuletzt bereits der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« gesagt: »Wenn man die Abhängigkeit von Russland oder anderen Ländern verringern will, dann muss man das planen, und es braucht Jahre, bis alles entwickelt wird.« Es gebe zwar den »klaren Willen«, künftig Gas nach Deutschland zu liefern, aber einen solchen Deal gebe es noch nicht.
Laut Bundeswirtschaftsministerium wie auch dem Energiekonzern RWE schreiten die Verhandlungen voran. »Unseres Wissens nach sind die deutschen Unternehmen in sehr guten und konstruktiven Gesprächen mit der katarischen Seite«, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsressorts dem Nachrichtenportal »t-online«.
Ähnlich äußerte sich eine RWE-Sprecherin: »Dank der politischen Unterstützung sind wir in guten Gesprächen mit unseren katarischen Partnern.« Trotzdem wird Deutschland laut einem am Freitag veröffentlichten Papier des Wirtschaftsministeriums wohl noch länger als zwei Jahre russisches Gas benötigen.
Wegen des russischen Angriffskriegs drängt die Ukraine die europäischen Staaten dazu, Energielieferungen aus Russland sofort zu boykottieren. Gleichzeitig strömt aber weiter russisches Gas durch das ukrainische Pipeline-Netz Richtung Westen. Es ist auch nicht bekannt, dass Moskau die Zahlungen für diesen Transit eingestellt hat. Für die Ukraine war und ist der Gastransit eine wichtige Einnahmequelle. Für den Eigenbedarf an Gas wird die Ukraine seit einiger Zeit von der EU aus beliefert.