Ernährung Lebensmittel-Lobby half bei Kita-Standards nach
Hamburg - Bei der Zusammenstellung neuer Qualitätsstandards für die Verpflegung in Kindertagesstätten, die Bundesernährungsministerin Ilse Aigner Ende April vorstellte, hat die Lebensmittelindustrie nach SPIEGEL-Informationen kräftig nachgeholfen.

Kita-Kinder: "Süßigkeiten gehören nicht in die Brotdose"
Foto: DPAIn einem internen Rundschreiben vom 29. April berichtet der Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft (BLL), wie er im Gespräch mit Experten des Ministeriums sowie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) "zahlreiche Inhalte richtigstellen beziehungsweise verbessern" konnte.
So sei es gelungen, die vorgesehene Ausgrenzung von Schmelzkäse und Mayonnaise, Geschmacksverstärkern, künstlichen Aromen und Süßstoffen wieder streichen zu lassen.
Als "ideologisch und erzieherisch" kritisiert der BLL zudem die Aussagen, von der die DGE nicht abrückte: "Kinderlebensmittel und Süßigkeiten gehören nicht in die Brotdose." In der Ernährungspsychologie sei anerkannt, dass Verbote einzelner Produkte kontraproduktiv seien, argumentiert der BLL, dessen Präsident Theo Spettmann für Südzucker arbeitet.
Die DGE, die die Kriterien im Regierungsauftrag erarbeitet hatte, begründet die Anhörung des BLL damit, die "Gegebenheiten des Marktes und das Verbraucherverhalten in unsere Überlegungen einzubeziehen".
Thilo Bode von der Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert dagegen: "Ministerin Aigner brüstet sich, für gesunde Ernährung in Kitas zu sorgen - tatsächlich schützt sie die Profitinteressen der Nahrungsmittelindustrie auf Kosten der Kleinsten."