EU-Handelskommissar Hogan "Die britische Regierung zeigt nicht die nötige Ernsthaftigkeit"

EU-Handelskommissar Hogan sieht den Zeitplan für das Abkommen mit Großbritannien nach dem Brexit in Gefahr. Bei Verhandlungen fehle es London an Kompromissbereitschaft.
EU-Handelskommissar Phil Hogan (Archivbild): "So wie die Verhandlungen laufen, werden wir es nicht schaffen, bis Ende Oktober eine Einigung hinzubekommen"

EU-Handelskommissar Phil Hogan (Archivbild): "So wie die Verhandlungen laufen, werden wir es nicht schaffen, bis Ende Oktober eine Einigung hinzubekommen"

Foto: Yves Herman/ REUTERS

EU-Handelskommissar Phil Hogan hat die britische Seite bei den Verhandlungen über die Wirtschaftsbeziehungen mit der EU nach dem Brexit kritisiert. "Die britische Regierung zeigt im Augenblick nicht die nötige Ernsthaftigkeit, den Willen sich zu einigen", sagte Hogan der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Großbritannien hat die EU am 31. Januar verlassen. Bis Ende 2020 gilt jedoch eine Übergangsphase, in der der künftige Handel zwischen Großbritannien und der EU vertraglich geregelt werden soll. Es droht sonst ein harter wirtschaftlicher Bruch mit heftigen Turbulenzen für die Wirtschaft.

Mitte April waren die Verhandlungen nach wochenlanger Zwangspause wegen der Corona-Pandemie wieder angelaufen. Hogan ist jedoch offenbar skeptisch, dass es dabei Erfolge geben wird. "So wie die Verhandlungen laufen, werden wir es nicht schaffen, bis Ende Oktober eine Einigung hinzubekommen", sagte der Kommissar.

Hogan warf der Regierung in London vor, sich in den für die EU entscheidenden Punkten stur zu stellen. Dazu zählte er Regeln für fairen Wettbewerb, die Fischereipolitik und Finanzdienstleistungen. Er verstehe nicht, was der britische Premierminister Boris Johnson erreichen wolle. Immer nur nach einem Handelsabkommen nach dem Vorbild des EU-Kanada-Abkommens zu rufen, sei "keine Verhandlungsstrategie".

Die EU-Seite hatte die angesetzte Verhandlungsfrist angesichts der Coronakrise bereits im April für zu kurz befunden und auf eine Verlängerung gedrängt, was noch bis Juni möglich ist. Dies hatte die britische Regierung jedoch abgelehnt.

Die britische Regierung handelt indes ein Parallelabkommen mit Norwegen, Liechtenstein und Island aus. Beide Seiten hätten am Donnerstag erstmals verhandelt, teilte das norwegische Außenministerium mit. Die Staaten sind keine Mitglieder der EU, gehören aber der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) an.

fek
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