Die gemeinsame europäische Währung wird schwächer und schwächer. Am Freitag nachmittag wollte der Devisenhandel nur noch 1,0215 Dollar bezahlen. Tendenz: weiter sinkend. Dabei ist nicht der Euro schwach, sondern der Dollar stark.
Hamburg - In den USA brummt die Konjunktur. Und die Aussicht auf weiter steigende Zinsen zieht auch noch Kapital an. Die Nachfrage übersteigt das Angebot, zwangsläufige Folge: ein steigender Dollar-Kurs. Das läßt sich seit Einführung der frei handelbaren Währungen immer wieder beobachten. Kurz vor der Veröffentlichung der Arbeitsmarktzahlen am Freitag in den USA ist die gemeinsame europäische Währung noch billiger geworden, erholte sich dann kurz ohne die Marke von 1,03 Dollar zu überspringen. Und als die US-Daten auf dem Tisch waren ging es wieder runter, weil die Zahlen nicht eindeutig waren.
Schon mehren sich die Stimmen, die beruhigen wollen. Das Mitglied des EZB-Direktoriums, Sirkka Hämäläinen, sagte in Mailand, der Euro leide nicht unter einem strukturellen Problem und auch nicht unter mangelndem
Vertrauen. Der Rückgang um rund 11 Prozent seit dem 1. Januar sei lediglich unter zyklischen Gesichtspunkten zu verstehen, sagte Frau Hämäläinen.
Stützungskäufe seien nicht geplant, heißt es aus Barcelona. Dort erkärte Eugenio Domingo Solans, ebenfalls EZB-Direktoiumsmitglied, das Schwäche-Problem des Euro sei erklärbar, Handlungsbedarf bestehe nicht.
Aus den USA meldet sich Ober-Spekulant George Soros. Der Mann, der mit massiven Spekulationen mitverantwortlich für den Niedergang der Tigerstaaten gewesen sein soll. Dieser Herr Soros also, der erklärt jetzt, die Europäer sollten die Schwäche der Währung als Chance begreifen. Ein schwacher Euro sei genau das, was Europa zur Ankurbelung der Konjunktur brauche.
Die deutsche Industrie - schon immer vom Export abhängig - kann mit dem schwachen Euro jedenfalls ganz gut leben. Erlöse in Übersee werden immer noch in Dollar abgerechnet. Das verhilft beim Rücktausch in den Euro
dann zu schönen, zusätzlichen Erträgen.
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