Entschädigung »Ever Given«-Eigentümer einigen sich mit Suezkanal-Behörde

Die »Ever Given« im Suezkanal (Archiv)
Foto: - / dpaDie »Ever Given« darf den Suezkanal am 7. Juli nach monatelangem Aufenthalt verlassen. Die japanischen Eigner des Containerschiffs haben sich mit der Suezkanal-Behörde auf eine Entschädigungszahlung geeinigt. Weder der Schiffseigentümer noch die Behörde nannten allerdings Details zur Höhe der Entschädigung.
Die »Ever Given« war im März im südlichen Teil des Suezkanals auf Grund gelaufen, hatte sich im Kanal quer gestellt und die Durchfahrt für andere Schiffe sechs Tage lang blockiert. Die Havarie löste vor der Kanaleinfahrt einen Megastau von rund 400 Schiffen aus, der sich nur langsam auflöste. In der Folge erreichten viele Schiffe ihre Zielhäfen erst mit erheblicher Verspätung.
Das Schiff hätte schon längst weiterfahren können, doch die ägyptische Behörde verweigerte die Weiterfahrt. Sie wollte erst die Frage der Entschädigung klären. Zuletzt hatte die japanische Leasingfirma Shoei Kisen Kaisha, der das Schiff gehört, 150 Millionen Dollar als Kompensation für die Schäden angeboten.
Bislang liegt der Frachter noch in den Bitterseen, die den einspurigen südlichen mit dem zweispurigen nördlichen Suezkanal verbinden, vor Anker. Nun werden die Vorbereitungen für die Freigabe des Schiffes getroffen, teilte Faz Peermohamed von Stann Marine, die den japanischen Eigentümer Shoei Kisen Kaisha vertritt, in einer Erklärung mit.
Die Suezkanalbehörde kündigte an, dass der Vertrag am Mittwoch unterschrieben werden soll, dann kann das Schiff losfahren.
Ursprünglich hatte die Behörde einen Schadensersatz in Höhe von 916 Millionen Dollar gefordert, ihre Forderung später auf 550 Millionen Dollar reduziert. Die japanischen Eigentümer und ihre Versicherer hatten dieser Forderung umgehend widersprochen und sehen den Fehler, der das Unglück ausgelöst hat, bei der Kanalbehörde. Diese hätte der »Ever Given« die Durchfahrt durch den Suezkanal wegen des schlechten Wetters gar nicht erlauben dürfen. Experten gehen davon aus, dass starker Wind, der gegen die hoch aufragenden Container an Bord drückte, dazu beigetragen haben könnte, dass der Kapitän die Kontrolle verlor.
Behördenchef Osama Rabie hatte jegliche Verantwortung für den Vorfall jedoch abgelehnt. Er berief sich auf internationale Schifffahrtsregeln, wonach der Kapitän die alleinige Verantwortung für ein Schiff hat.
Die Kosten für die Schadensersatzzahlungen wollen die Eigner zumindest anteilig auf die Kunden umlegen, deren Fracht seit einem Vierteljahr auf der »Ever Given« festsitzt. Im April verschickte eine Londoner Anwaltskanzlei im Auftrag von Shoei Kisen Kaisha Schreiben an die Betroffenen, in denen diese dazu aufgefordert werden zu erklären, dass sie sich an einer Sicherheitsleistung beteiligen. Das Unternehmen nutzt dafür ein branchenübliches Verfahren, das als »Havarie-grosse« bezeichnet wird und meist Bestandteil der Frachtbedingungen ist.