Abzocke beim Strom Ein Milliarden-Skandal und das Schweigen danach

Bayer-Chempark in Leverkusen
Foto: Rupert Oberhäuser / IMAGOEs begann mit einem Telefonat, wie sie Journalisten zu Hunderten führen. Ein Mann aus einer großen Institution wollte seine Besorgnis ausdrücken »über diese Sache mit der Scheibenpacht« und darüber, dass normale Stromkunden von der Industrie um Milliarden »beschissen« würden.

Sebastian Rether / DER SPIEGEL
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Nun kenne ich mich ein wenig in der Strombranche aus, aber von Scheibenpacht hatte ich noch nie gehört. Das sollte sich ändern. Nach vielen Gesprächen, der Lektüre etlicher Protokolle und Gerichtsurteile wurde klar, dass es sich um einen gewaltigen Betrug handelt.
Konzerne wie Evonik, Bayer, Currenta oder Daimler hatten mithilfe von Anwälten und Politik rund zehn Milliarden Euro auf Kosten normaler Stromzahler eingesackt. Sie konnten sogar eine Amnestie durch das Parlament schleusen.
Seit der SPIEGEL über das Treiben berichtete, ist die Zahl der Amnestieanträge sprunghaft angestiegen. Ansonsten: kein Wort der Verteidigung, kein Wort der Erklärung oder gar des Bedauerns. Man will den zweifelhaften Erfolg in letzter Minute nicht aufs Spiel setzen.