EWS: Ertl will nicht - Matthöfer kann nicht
Bei den Verhandlungen über das neue europäische Währungssystem EWS spielt Bonns Bauernminister Josef Ertl wieder seinen stärksten Part: Bockig sitzt er Stunden um Stunden seinen europäischen Verhandlungspartnern gegenüber, ohne sich zu bewegen. Diesmal könnte er mit seinem bayrischen Starrsinn das ganze, von Helmut Schmidt und Giscard d"Estaing kunstvoll errichtete, europäische Währungsgebäude zertrümmern. Ertl besitzt für die neue Währungsordnung eine Veto-Position, weil die Franzosen als deutsche Vorleistung für den Start des EWS die Streichung des sogenannten Grenzausgleichs verlangen, eines europäischen Aufgeldes, das den deutschen Landleuten zusätzliches Einkommen bringt. Der bayrische Bauernminister will die Abschaffung des Grenzausgleichs aber nur zulassen, wenn Finanzminister Hans Matthöfer Einkommensverluste der Agrarier durch Verzicht auf Mehrwertsteuern ausgleicht. Das aber erscheint dem Bonner Kassenverwalter, der gerade den Bauern ihre prächtigen Steuerprivilegien streichen will, gänzlich unzumutbar -- und gegenüber den Genossen in der Fraktion unvertretbar, Nachdem die Bonner nun selbst nicht mehr weiterkommen, hoffen sie auf Nachgiebigkeit der Franzosen: Diese müßten sich bereit finden, in bestimmten Fällen auf den vollen Abbau des Grenzausgleichs zu verzichten. Auf dem nächsten EG-Gipfel soll darüber verhandelt werden. Gibt es dort keine Einigung, ist das Europäische Währungssystem nicht mehr zu retten. Josef Ertl wäre es zufrieden: Den deutschen Bauern bliebe der Grenzausgleich erhalten.