Explodierende Rohstoffpreise Ölpreis durchbricht 130-Dollar-Marke
Hamburg - Vor allem die Angst vor Versorgungsengpässen trieb den Ölpreis in die Höhe: Händler machten unter anderem Hinweise der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec), die gegen eine höhere Fördermengen durch das Kartell sprechen, für den jüngsten Preissprung an den Ölmärkten verantwortlich. So hatte Opec-Chef Abdalla Salem el-Badri bei einem Treffen mit dem venezolanischen Staatschef Hugo Chávez am Vortag gesagt, dass die Weltmärkte weiterhin gut mit Rohöl versorgt seien.

Chinesische Öl-Plattform: Vor allem die Sorge vor Versorgungsengpässen lässt den Ölpreis immer weiter steigen
Foto: REUTERSDen Händlern zufolge hat zudem der deutlich gefallene Wechselkurs des Dollar den Ölpreis nach oben getrieben. Erstmals seit Ende April stieg der Euro wieder über die Marke von 1,57 Dollar. Immer wieder gibt es außerdem Lieferschwierigkeiten bei dem Öl aus Nigeria - dem wichtigsten afrikanischen Ölexporteur. Auch Spannungen zwischen sIran und den USA belasten den Preis.
Die neue Rekordmarke wird erstmals beim US-Rohöl mit Auslieferung im Juli erreicht. Die bisher gültige Rekordmarke von 129,60 Dollar wurde hingegen noch von dem jüngst ausgelaufenen Juni-Kontrakt erzielt. Beim Wechsel der Kontrakte sind Preissprünge oft besonders ausgeprägt. Der US-Ölpreis ist seit Jahresanfang um rund ein Viertel gestiegen. Auf Jahressicht haben sich die Preise in etwa verdoppelt.
200-Dollar-Marke nicht mehr weit
Ein Ende des Höhenflugs ist Experten zufolge nicht in Sicht. Die Bank Goldman Sachs schätzt, dass ein Barrel in sechs Monaten, spätestens aber in zwei Jahren 200 Dollar kosten wird. Die Marke von 120 Dollar hatte das Öl erst am 5. Mai durchbrochen.
Auch die Preise für das in London gehandelte Nordseeöl Brent und der für das Opec-Öl erreichten neue Rekordstände. Die Stimmung an der Börse ist dementsprechend gedämpft: "Es trübt sich gerade alles ein: Die Ölpreise, die hohe Inflation, und dazu kommen Nachrichten von einer 20 Milliarden Dollar schweren Kapitalerhöhung bei American International Group (AIG) ", sagt ein Börsianer.
Das wirkt auch auf den Dax aus. Nachdem der Index rund die Hälfte seiner bisherigen Jahresverluste wieder aufgeholt habe, spreche derzeit nichts dafür, dass der Index deutlich über 7200 Punkte steigen könne, sagte ein weiterer Händler. Vor allem die Autowerte gaben heute europaweit nach. Im Dax fielen Daimler-Aktien zwischenzeitlich um 3,4 Prozent, BMW-Papiere verloren zeitweise um 2,8 Prozent an Wert und VolkswagenPapiere um 1,7 Prozent. Im EuroStoxx 50 50 waren Renault mit einem Minus von zwischenzeitlich vier Prozent das Schlusslicht.
Kein Wunder, denn das Autofahren wird durch das teure Öl ein immer kostspieligeres Vergnügen. An den Tankstellen müssen derzeit Rekordpreise für Sprit bezahlt werden. Für einen Liter Superbenzin wurden nach Angaben aus der Mineralölbranche am Dienstag im Bundesschnitt etwa 1,50 Euro fällig. Diesel kostete im Schnitt 1,48 Euro je Liter.
ase/AP/dpa-AFX/Reuters