Gaskrise »Exzessiv überhöhtes Preisniveau«

Jan A. Staiger / DER SPIEGEL
SPIEGEL: Frau Ministerin, im Streit um einen Gaspreisdeckel hat die EU-Kommission jetzt 220 Euro je Megawattstunde vorgeschlagen. Ist das ein denkbarer Kompromiss?
Van der Straeten: Wir sind froh, dass die Kommission diesen Vorschlag vorgelegt hat. Das ist ein großer Fortschritt, er bringt aber noch nicht die Lösung.

Prinz Putsch
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SPIEGEL: Die Befürworter der Preisgrenze sähen diese lieber bei 160 Euro, während den Gegnern schon 220 Euro zu hart sind. Wie soll es da einen Kompromiss geben?
Van der Straeten: Erstens plädieren wir nicht für einen festen Preisdeckel, sondern für ein dynamisches System, das sich am Weltmarkt orientiert. Zweitens stimmen alle Energieminister in der EU überein, dass die Versorgung mit Gas unter allen Umständen gesichert werden muss. Aber es stimmt: Wo wir noch auseinanderliegen, ist die Frage, wie wir mit einem exzessiv überhöhten Preisniveau umgehen müssen.
SPIEGEL: Berlin fürchtet, dass Europa bei Ihrem Vorschlag nicht mehr genügend Brennstoff bekommt. Ist Ihnen das egal?
Van der Straeten: Keineswegs. Auch wir sind der Auffassung, dass die Preise so gesetzt werden müssen, dass stets genügend Gas nach Europa strömt. Als die Preise im vergangenen August jedoch durch die Decke gingen und auf 350 Euro stiegen, war dies nicht durch ein zu knappes Angebot verursacht. Der Markt geriet aus dem Gleichgewicht, weil einige Länder zu nahezu jedem Preis eingekauft haben, um ihre Speicher zu füllen.
SPIEGEL: Sie meinen Deutschland, das vom russischen Gasstopp stark getroffen war.
Van der Straeten: Ich werde nicht mit dem Finger auf einzelne Länder zeigen. Das bringt uns nicht weiter.
SPIEGEL: Die Energiepreise in Europa liegen auf Spitzenniveau. Was kann helfen?
Van der Straeten: Am wichtigsten wäre, Energie effizienter einzusetzen und die Klimawende zu beschleunigen. Die Übertragungsplattform in der Ostsee, die bald 500.000 deutsche Haushalte mit Strom versorgen soll, wird gegenwärtig in Belgien gebaut. Offshore-Wind ist die beste und billigste Energie in Europa – und langfristig die Lösung der Energiekrise.