Nach Leitzinserhöhung der EZB Dax steigt auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr

Die Frankfurter Börse: Der Dax ist im Aufwind
Foto: STAFF / REUTERSNach der erwarteten Leitzinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) ist der Dax auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr geklettert. Der Leitindex schloss 2,16 Prozent höher bei 15.509,19 Punkten ab. Starke Quartalszahlen, vor allem aus der Tech-Branche, trieben die Kurse zusätzlich an. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg um 3,32 Prozent auf 29.808,92 Zähler.
Die EZB hatte den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf nun drei Prozent angehoben. Sowohl die Wachstums- als auch die Inflationsrisiken seien ausgeglichener als zuletzt, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Ein Ende weiterer Zinsschritte stellte sie aber nicht in Aussicht. »Wir wissen, dass wir noch einen Weg vor uns haben. Wir wissen, dass wir noch nicht fertig sind.«
Lagarde betonte: »Unsere Entschlossenheit, die Inflation wieder auf zwei Prozent zu bringen und die Zinssätze deutlich anzuheben, sollte nicht infrage gestellt werden.« Für März stellte sie eine Erhöhung des Leitzinses in gleicher Höhe in Aussicht.
Nicht nur der Dax reagierte positiv auf diese Äußerungen. Auch andere Aktienmärkte meldeten Gewinne. Der EuroStoxx50 stand so hoch wie zuletzt vor genau einem Jahr. An den US-Börsen kletterten die Kurse ebenfalls – am Mittwoch hatte auch die US-Notenbank Fed ihren Leitzins angehoben.
Die Entwicklung ist ungewöhnlich, steigende Zinsen belasten eigentlich die Aktienkurse.
»Die Marktreaktion erzählt eine andere Geschichte als das, was wir in den letzten Stunden von allen drei Zentralbanken gehört haben«, sagte Analyst Michael Hewson von CMC Markets. »Während die Zentralbanken im Wesentlichen sagen, dass wir die Zinsen weiter erhöhen müssen, sagen die Märkte: ›Wir glauben Ihnen nicht und selbst wenn sie wieder anheben, müssen sie bis zum Jahresende wieder senken.‹«
Die Hoffnung der Anleger: Da sich die Inflationsrate angesichts der Entspannung an den Energiemärkten in den kommenden Monaten weiter zurückbilden sollte, könnten die Notenbanken schneller als erwartet agieren, so heißt es von Strategen der M.M. Warburg.
Inflation frisst Zinserträge von Sparern auf
Sparerinnen und Sparer hingegen profitieren seit der Kurswende der EZB im Juli von den steigenden Zinsen für Tages- und Festgeld. Allerdings frisst die Inflation die Zinserträge auf. Banken geben zudem höhere Zinsen traditionell bei Krediten etwa fürs Bauen schneller und in größerem Umfang an die Kundschaft weiter als bei Sparprodukten. Das sorgt für Probleme in der Baubranche .
Höhere Zinsen können hohen Teuerungsraten entgegenwirken, weil sich Kredite verteuern und das die Nachfrage bremst. Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Diese Zielmarke ist seit Monaten weit entfernt.