Angeblicher Marsalek-Kontaktmann BND verzichtete aus Angst vor Falle auf Treffen in Russland

Fahndungsplakat des Polizeipräsidiums München zu Jan Marsalek
Foto:Sean Gallup / POOL / epa
Aus Angst vor einer Falle hat der Bundesnachrichtendienst (BND) ein angebliches Angebot ausgeschlagen, mit dem Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek zu sprechen. Anfang 2021 wandte sich ein Mann an einen BND-Vertreter in Moskau und behauptete, ein Treffen mit dem Untergetauchten arrangieren zu können. Wie der BND herausfand, hatte der vermeintliche Informant Verbindungen zum russischen Geheimdienst FSB, der offiziell wissen ließ, Marsalek befinde sich gar nicht in Russland. Nach Rücksprache mit seiner Berliner Zentrale lehnte der BND das Angebot ab, auch das Kanzleramt war informiert. Verdächtig erschien, dass sich der Hinweisgeber an den BND und nicht an die Strafverfolgungsbehörden gewandt hatte, die öffentlich nach Marsalek fahnden. In Berlin befürchtete man, die deutschen Agenten könnten in eine verfängliche Situation gelockt werden, um sie vorzuführen. Selbst wenn Marsalek zu einem Treffen erschienen wäre, hätten »Kompromate« erstellt werden können: Ein Foto, das den Ex-Wirecard-Manager mit BND-Vertretern zeigt, hätte etwa missbraucht werden können, um der Bundesregierung heimliche Kontakte zu einem Geflüchteten anzudichten. Kürzlich hat der BND sowohl Bundestag als auch Münchner Staatsanwaltschaft über den Vorgang informiert. Die Behörde ermittelt gegen Marsalek wegen Betrugs in Milliardenhöhe.

Kerem Uzel / laif / DER SPIEGEL
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Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung hieß es an einer Stelle, dass die Strafverfolgungsbehörden eine »hohe Belohnung« auf Marsalek ausgesetzt hätten. Richtig ist, dass sie öffentlich nach ihm fahnden. Wir haben den Fehler korrigiert.