Favorit im Kampf um Opel Bund und Länder drängen auf Zuschlag für Magna
Berlin - Der Finanzinvestor RHJ und Chinas Autobauer BAIC werben um die Gunst der deutschen Bundesregierung im Bieterkampf um Opel - doch Berlin favorisiert weiter das Angebot von Magna. Selbst Kanzlerin Angela Merkel gibt dem Konzept des Autozulieferers Magna die größten Erfolgsaussichten. Die am Mittwoch begonnenen Gespräche mit dem früheren Opel-Mutterkonzern GM würden voraussichtlich noch einige Tage dauern. Deshalb könne noch nicht gesagt werden, wann und wie die Entscheidung fallen werde. "Aber wir haben zu erkennen gegeben, dass wir das Magna-Konzept, bei allen Fragen die sich sicherlich auch noch stellen, doch als ein tragfähiges ansehen", sagte die CDU-Politikerin am Mittwoch im schleswig-holsteinischen Trappenkamp.

Opel-Arbeiter in Eisenach: Magna ist klarer Favorit von Bund und Ländern
Foto: Ralph Orlowski/ Getty ImagesZuvor hatte bereits Regierungssprecher Ulrich Wilhelm gesagt, dass die Regierung nach einer sorgfältigen Prüfung der drei Investorenkonzepte weiter eine "gewisse Präferenz" für das kanadisch-österreichische Unternehmen habe.
Kriterien für die Auswahl sind nach seinen Worten die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells, der Erhalt von Standorten sowie die Höhe und das Risiko für die beantragten Staatsbürgschaften in Milliardenhöhe. Wilhelm äußerte sich unmittelbar vor einem Treffen deutscher Regierungsvertreter aus Bund und Ländern mit dem US-Mutterkonzern General Motors (GM) im Kanzleramt.
Der Regierungssprecher sagte, Bund und Länder wollten mit GM im Lauf der kommenden Woche zu einer gemeinsamen Einschätzung kommen, wem die Adam Opel GmbH im Herbst verkauft wird. Zu Berichten, wonach GM eher RHJ bevorzugt, sagte Wilhelm, es stünden "möglicherweise kontroverse Verhandlungen" ins Haus.
Zu beachten sei, dass nicht die Bundesregierung, sondern GM der Verkäufer sei und umgekehrt ein Abschluss nur mit Hilfe der beantragten Staatsgarantien Deutschlands gelingen könne. "Keine Seite kann mit ihrer Einschätzung alleine durchkommen", sagte Wilhelm. "Am Ende werden wir nur Erfolg haben, wenn wir zu einer gemeinsamen Einschätzung kommen." Die Bundesregierung stelle sich darauf ein, in den kommenden Wochen auch direkt mit der US-Regierung zu verhandeln, die die Mehrheit an GM hält.
Auch die vier Bundesländer mit Opel-Standorten stärken Magna den Rücken. Darauf hat der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) hingewiesen. "Alle vier Bundesländer votieren für Magna", sagte er. Die Opel-Übernahme müsse zügig mit Magna zu Ende verhandelt werden, um klare Zielvorgaben zu erhalten und die Verunsicherung der Belegschaft zu beenden.
"Magna hat ein strategisches Konzept, eigenes Management und mit seinen Partnern die Perspektive des Wachstumsmarktes Russland", sagte Hering. Dies alles seien zusammen mit den Standortzusagen und der Unterstützung der Opel-Belegschaft gute Gründe, die für eine Übernahme durch den Autozulieferer sprächen.
Bei dem Treffen von GM-Vertretern mit Regierungsvertretern wurden indes keine Entscheidungen erwartet. Am Montag war eine Frist ausgelaufen, bis zu der Opel-Interessenten Vertragsentwürfe bei GM einreichen konnten. Im Rennen sind außer dem kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna der Finanzinvestor RHJ International mit Sitz in Belgien und der chinesische Hersteller BAIC.
Magna und RHJ gelten dabei als Favoriten. Wegen der von den Bietern angestrebten Staatsgarantien können GM und die Opel-Treuhand den Autobauer nicht ohne Zustimmung der Bundesregierung und der Landesregierungen mit Opel-Standorten an einen Investor verkaufen.
Magna hatte zuvor Einzelheiten seines überarbeiteten Angebots für den deutschen Autobauer veröffentlicht. Demnach will Magna gemeinsam mit dem russischen Partner Sberbank 55 Prozent der Adam Opel GmbH erwerben und "im Laufe der Zeit" insgesamt 500 Millionen Euro in das Unternehmen investieren. 35 Prozent an Opel sollen beim jetzigen US-Mutterkonzern General Motors bleiben, zehn Prozent sollen in einem "Arbeitsrahmenkonzept" an die Opel-Mitarbeiter gehen. Ziel sei, "das langfristige Überleben von Opel" sicherzustellen. "
Es werde erwartet, dass GM alle Angebote für Opel überprüft und die nächsten Schritte festlegt, erklärte das Konsortium. "Wenn das Angebot angenommen wird, unterliegen alle Transaktionen zwischen dem Konsortium und General Motors dem Abschluss von Verträgen und anderen Vereinbarungen, einschließlich der von der Regierung gesicherten Finanzierung. Deshalb kann es keine Garantie dafür geben, dass die momentane Beteiligung von Magna und der Sberbank zu irgendeiner Transaktion führen wird." Damit wird ausgedrückt, dass die Vertreter von Bund und Ländern in den Entscheidungsgremien ein von Magna nicht beeinflussbares Vetorecht haben.