Fehlende Genehmigungen Start des LNG-Terminals Lubmin verzögert sich

Anfang Dezember sollte in Lubmin das erste private LNG-Terminal Deutschlands eröffnen. Doch nun müssen die Betreiber den Start um Wochen verschieben. Unterdessen steigt der Gaspreis.
Schwimmendes Terminalschiff »Neptune«: bürokratische Hürden

Schwimmendes Terminalschiff »Neptune«: bürokratische Hürden

Foto: Fabian Bimmer / REUTERS

Rückschlag in der Gaskrise: Der für den Monatsanfang vorgesehene Start des schwimmenden Terminals für Flüssigerdgas (LNG) in Lubmin verschiebt sich wegen schwebender Genehmigungsverfahren um mehrere Wochen. Dies bestätigte der Betreiber Deutsche Regas dem SPIEGEL auf Anfrage.

»Wir gehen davon aus, dass wir das Terminal noch im Dezember starten, der Monat geht bis zum 31.«, sagte ein Unternehmenssprecher. Alle technischen Vorkehrungen seien getroffen, doch noch fehlen der Deutschen Regas zwei Genehmigungen: die förmliche Zustimmung der Europäischen Kommission zu einer Ausnahmeerlaubnis der Bundesnetzagentur für das Terminal – sowie die Betriebsgenehmigung.

Dutzende Einwendungen

Lubmin bei Greifswald ist eines der drei ersten geplanten schwimmenden LNG-Terminals vor der deutschen Küste. Neben dem von Uniper in Wilhelmshaven und RWE in Brunsbüttel. Alle drei sollten möglichst noch vor dem Jahreswechsel in Betrieb gehen; ihre Kapazität entspricht zusammen ungefähr einem Fünftel des deutschen Gasbedarfs.

Während die Inbetriebnahme von Wilhelmshaven nun für Samstag kommender Woche anvisiert ist, verzögert sich der Start des privaten Terminals von Lubmin womöglich sogar bis ins neue Jahr hinein.

Das Placet der EU gilt als Formsache. Umso entscheidender ist die Betriebsgenehmigung. Diese müsste das Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern erteilen – nachdem es die insgesamt 28 Einzeleinwendungen und eine Sammeleinwendung mit 1071 Unterzeichnern geprüft hat, die Naturschutzverbände, Bürgerinnen und Bürger sowie Infrastrukturbetreiber gegen das Terminal vorgebracht haben.

Dass die Behörde dem Projekt die Erlaubnis versagen wird, halten Insider für unwahrscheinlich. Wie lange allerdings die Prüfung dauern wird, ist ungewiss. Laut Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) soll der Grundsatz »Gründlichkeit vor Schnelligkeit« gelten. So hatte sich in den vergangenen Wochen bereits abgezeichnet, dass der ursprünglich avisierte Starttermin zum ersten Dezember nicht mehr zu halten sein wird.

Ausfälle in Norwegen treiben Gaspreise hoch

An Europas Gasmärkten macht sich unterdessen wieder Unruhe breit. Am niederländischen Referenzmarkt TTF verteuerte sich Erdgas zur Lieferung im kommenden Monat am Donnerstagmorgen um gut sechs Prozent: bis auf fast 160 Euro je Megawattstunde. Das war der höchste Preis seit Mitte Oktober.

Parallel verteuerte sich auch Strom. An der Leipziger Energiebörse kostete der Terminkontrakt für Grundlast zur Lieferung im kommenden Jahr zeitweise mehr als 400 Euro, das entspricht über 40 Cent je Kilowattstunde.

Vor allem zwei ungeplante Ausfälle in Norwegen hätten die Gaspreise nach oben getrieben, sagte Tom Marzec-Manser, Gasexperte des Londoner Analysehauses ICIS.

Die Produktion des Feldes Oseberg und der Verarbeitungsanlage Karsto sei zusammen gerechnet um 44 Millionen Kubikmeter pro Tag gesunken. Das entspricht in etwa einem Sechstel des durchschnittlichen Tagesverbrauchs der Bundesrepublik. Norwegen ist derzeit der wichtigste Gaslieferant Deutschlands.

Auch die Wetterprognosen sorgen für Anspannung am Markt. Für die kommende Woche sagen Meteorologen für Deutschland und andere mitteleuropäische Staaten eine Kältewelle mit Nachttemperaturen teils deutlich unter null Grad voraus. Entsprechend wird der Heizbedarf weiter steigen.

Schon in der vergangenen Woche sei in Deutschland »erstmal deutlich zu wenig Gas eingespart worden«, mahnte der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller.

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Insgesamt sei der Verbrauch gegenüber dem durchschnittlichen Konsum der vergangenen vier Jahre nur um 13 Prozent statt der anvisierten 20 Prozent gesunken. »Das sollte sich nicht fortsetzen«, twitterte Müller.

Dass die Deutschen weniger Gas sparen, könnte auch ein ungewollter Nebeneffekt der Gaspreisbremse sein. Sie soll Verbraucher und Industrie von den hohen Gaspreisen entlasten.

Trotz der schlechten Nachrichten und berechtigter Sparaufrufe gibt es aber keinen Grund zur Panik: Deutschlands Erdgasspeicher sind im Schnitt noch immer zu fast 96 Prozent gefüllt. Die Pegelstände sinken zwar seit Tagen – sie sind aber weitaus höher, als Bundesregierung und Bundesnetzagentur im Sommer erwartet hatten.

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