Fernsehen Murdoch greift nach Premiere und Sat.1

Der australische Medientycoon Rupert Murdoch ist offensichtlich entschlossen, den deutschen Medienmarkt aufzumischen: Am Freitag verkündete er seinen Großeinstieg bei Premiere - heute wird bekannt, dass der Bezahlsender den Kauf von Sat.1 plant.

Düsseldorf - Nach offizieller Lesart sprechen allein wirtschaftliche Gründe für den Einstieg: Die Premiere-Manager wollen sich mit dem werbefinanzierten Sender ein zweites Standbein schaffen, um den Konzern dauerhaft in die schwarzen Zahlen zu führen.

Ob dabei die Übernahme von ProSieben klappt, oder die von Sat.1 - aus strategischer Sicht wären dem Vorstandsvorsitzenden Michael Börnicke beide Optionen recht. Aus seiner persönlichen Präferenz macht er aber keinen Hehl: "Wir sind daran interessiert, Sat.1 zu kaufen. Der Berliner Sender würde ideal zu uns passen", sagte Börnicke dem "Handelsblatt".

Mit dem Kauf eines großen Privatsenders durch Premiere würden sich die Gewichte im frei empfangbaren Fernsehen in Deutschland verändern. Bisher teilen sich die Konkurrenten ProSiebenSat.1 sowie RTL den milliardenschweren Markt. Danach wäre ein mächtiger dritter Mitspieler im Spiel: Rupert Murdoch.

Seit Januar ist der Medienunternehmer Großaktionär von Premiere. Und er will seinen Einfluss kräftig ausbauen. Erst am Freitag kündigte sein Konzern News Corp. eine Aufstockung des Premiere-Paketes bis auf 22,7 Prozent an. Dieser Stimmenanteil könnte in Zukunft genügen, um wichtige Entscheidungen im Alleingang durchzusetzen. In der vergangenen Woche hatte die News Corp. einen Anspruch auf einen Sitz im Premiere-Aufsichtsrat angemeldet. Hierfür müsste nach den Aussagen von Premiere das dreiköpfige Gremium erweitert werden, da die amtierenden Aufsichtsräte bis 2009 gewählt sind.

Für einen solchen Schritt braucht Murdoch eine Dreiviertelmehrheit der anwesenden Stimmen, die er nun möglicherweise bereits hält. Ob die News Corp. weitere Anteile in der nächsten Zeit noch hinzukaufen wird, ist unklar. Experten gehen davon aus, dass der Konzern die Beteiligung nicht über 30 Prozent ausdehnen wird, um der Pflicht zu entgehen, ein vollständiges Übernahmeangebot machen zu müssen.

Der Einstieg in die werbefinanzierte Fernsehwelt könnte dagegen etwas schwieriger werden: Denn der Vorstand von ProSiebenSat.1 will vom Verkauf seines Senders nichts wissen. "Es gibt darüber keine Gespräche", sagte eine Konzernsprecherin laut "Handelsblatt". Allerdings war über eine Aufteilung der Sendergruppe bereits spekuliert worden. Sat.1 kämpft mit schlechten Zuschauerquoten und enttäuschenden Zahlen. Zudem stöhnt der Fernsehkonzern insgesamt unter den hohen Renditeerwartungen der Eigentümer Permira und KKR.

mik/Dow Jones

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