Finanzdesaster Was von Jacksons Vermögen übrig blieb

Nach dem Freispruch muss Michael Jackson zwei Dinge dringend anpacken. Erstens: sein ramponiertes Image aufpolieren. Zweitens: seine Schulden begleichen. Ansonsten droht ihm der finanzielle Ruin.

New York/Los Angeles/Hamburg - Juristisch gesehen ist Michael Jackson seit gestern ein freier Mann. Schuldenfrei ist der Musiker allerdings nicht. Tatsächlich hat der Missbrauchsprozess gegen den Pop-Star seine finanziellen Probleme erst offen gelegt.

Die Staatsanwaltschaft bezifferte Jacksons Schuldenstand im Rahmen des Verfahrens vor wenigen Monaten auf mindestens 300 Millionen Dollar. Der Wirtschaftsprüfer John Duross O'Bryan sprach vor Gericht Anfang Mai sogar von Ausständen in Höhe von 415 Millionen Dollar. Das "Wall Street Journal" (WSJ) berichtet unter Berufung auf das Umfeld des Sängers, dass Jackson zum Jahresbeginn kaum noch seine Stromrechnung bezahlen konnte.

Grund für das Minus soll Jacksons aufwändiger Lebensstil sein. Laut O'Bryan gibt er pro Jahr zwischen 20 und 30 Millionen Dollar mehr aus, als er einnimmt. Allein für den Prozess soll der 46-Jährige mehr als 60 Outfits in Auftrag gegeben haben, damit er nicht an zwei Tagen hintereinander mit den gleichen Kleidern ins Gericht muss, berichtet der TV-Sender "CNN".

Gleichzeitig häuften sich die Kosten für Verfahren und Anwälte. Gläubiger, Geschäftspartner und ehemalige Angestellte überzogen Jackson in den vergangenen Jahren mit Klagen. Die juristischen Scharmützel sollen ihn mehr als 20 Millionen Dollar gekostet haben.

Während Jackson Ausgaben stiegen, entwickelten sich seine Einnahmen zusehends schlechter. Seine beste Zeit hatte der "King of Pop" in den Achtzigern. Vom Album "Thriller" wurden seit 1982 60 Millionen Exemplare verkauft. Der Nachfolger "Bad" brachte es auf 30 Millionen und "Dangerous" noch auf rund 15 Millionen verkaufte Tonträger. Zuletzt entwickelten sich der musikalische Erfolg und damit die Erlöse aus den Plattenverkäufen immer schlechter. Das letzte Album "Invincible" floppte Anfang des Jahrtausends.

Jackson ist nicht pleite

Trotz seiner gigantischen Schulden ist Jackson indes nicht pleite. So gehören ihm 50 Prozent am Musikverlag Sony/ATV. Darin gebündelt sind die Abspielrechte für über 200.000 Titel darunter viele Klassiker der Beatles. Immer wenn einer der Songs im Radio gespielt wird, verdient Jackson mit. Der geschätzte Wert von seinem Anteil liegt bei rund 500 Millionen Dollar.

Hinzu kommt seine Beteiligung an Mijac Music. Dort sind zahlreiche seiner eigenen Hits gebündelt. Geschätzter Wert der Beteiligung: 75 Millionen Dollar.

Schließlich ist da auch noch Jacksons Neverland Ranch, die mit 25 Millionen Dollar in den Büchern stehen soll - macht zusammen ein Vermögen von rund 600 Millionen Dollar. Damit wäre Jackson schuldenfrei, wenn er sich denn von den Songrechten und seiner Ranch trennt. Dazu allerdings konnte sich der Superstar bislang nicht durchringen.

Womöglich hat er bald keine andere Wahl mehr. So hat die Bank of America laut "WSJ" jüngst ein Darlehenspaket von insgesamt 270 Millionen Dollar an den New Yorker Hedgefonds Fortress verkauft. Zuvor hatte Jackson die Forderungen der Bank nicht mehr bedienen können, hieß es in dem Bericht. Das Darlehen war unter anderem mit der Sony/ATV-Beteiligung besichert und soll Ende des Jahres fällig sein. Wenn Jackson nicht zahlt, bekommt Fortress die Zugriffsrechte auf die Beatles-Titel.

Jacksons Umfeld verspricht das Comeback

Es stellt sich zudem die Frage, wovon Michael Jackson zukünftig leben will. Von seinen ambitionierten Ideen jedenfalls mag er nicht lassen. Kurz nach dem Freispruch verbreitete der Prediger Jesse Jackson, Michael könne nun einen alten Traum verwirklichen. "Er möchte einen Vergnügungspark in Afrika bauen. Da könnten Kinder aus aller Welt hinkommen, um zu spielen und etwas zu lernen."

Jacksons Umfeld sieht den Musiker wieder auf der Bühne. Sein Bruder Jermaine kündigte bereits sein Comeback an. "Es wäre ein Verlust für die Welt, wenn Michael nicht raus gehen würde, um zu singen", sagte seine Sprecherin.

Branchenkenner zweifeln indes, ob Michael Jackson nach all den Enthüllungen um Alkohol und Pornografie noch massenkompatibel ist. "Er muss hart kämpfen, damit er die Popularität der Vergangenheit wieder erreicht", sagte der PR-Agent Max Clifford, der Jackson in der Frühzeit seiner Karriere begleitete, gegenüber dem Radiosender BBC. Drastischer formulierte es der New Yorker PR-Spezialist Ronn Torossian. Gegenüber dem Online-Dienst CNN/Money erklärte er: "Die Marke Michael Jackson ist tot. Es gibt kein zweites Hurra und er wird sich nie wieder von diesem Skandal erholen."

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