
Kunden am Geldautomaten: »Da geht es zu wie im Discounter«
Foto: Tobias Kleinschmidt/ picture alliance / dpaTagesgeld-Tipps Der Finanzexperte verrät, worauf Sparer achten müssen
SPIEGEL: Herr Nauhauser, Banken und Onlinebroker wie Trade Republic bieten wieder zwei Prozent Zinsen aufs Tagesgeld. Sollte man da zugreifen?
Nauhauser: So einfach ist es leider nicht. Erst einmal sollte man sichergehen, dass es sich tatsächlich um ein Tagesgeldkonto handelt – es gibt nämlich auch unseriöse Angebote, die mit vermeintlich hohen Zinsen werben. Und leider setzen auch seriöse Anbieter das Tagesgeld gern als Lockangebot ein.
SPIEGEL: Die Zinsen sind nur anfangs hoch?
Nauhauser: Genau! Da geht es zu wie im Discounter: Wenn die Kunden erst einmal im Laden stehen, um sich das Schnäppchen aus der Werbung zu sichern, kann man ihnen andere Produkte gegen Provision verkaufen, zum Beispiel Aktienfonds. Zudem bleiben viele Kunden auch dann an Bord, wenn die Lockangebote ausgelaufen sind. Das rechnet sich dann für die Bank, weil sie günstig an Kapital kommt.
SPIEGEL: Was raten Sie?
Nauhauser: Man kann auch befristete gute Konditionen mitnehmen, wenn das Geld über die deutsche Einlagensicherung abgesichert ist. Die Werbung für die anderen Produkte kann man ja ignorieren. Wenn ein Lockangebot ausläuft, muss man keine Skrupel haben, den Anbieter erneut zu wechseln.

Lahme Truppe
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht ist dabei, an der »Zeitenwende« für die Bundeswehr zu scheitern. Ihr Ministerium ist handlungsunfähig, die Truppe erstickt unter der Regelungswut der Bürokratie, doch die Sozialdemokratin verweigert die notwendigen Reformen.
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SPIEGEL: Wie findet man das richtige Konto?
Nauhauser: Vergleichsseiten im Internet können helfen, aber man sollte im Hinterkopf behalten, dass die Anbieter kommerzielle Interessen verfolgen, weil sie Vermittlungsgebühren oder Werbegelder einstreichen. Wir empfehlen den Tagesgeldvergleich der Stiftung Warentest, der wirklich unabhängig ist.
SPIEGEL: Worauf muss ich noch achten?
Nauhauser: Wir raten Kunden, ihr Geld ausschließlich bei Instituten mit Einlagensicherung nach deutschem Recht anzulegen. Banken aus dem europäischen Ausland bieten zwar etwas höhere Zinsen. Aber in der letzten Finanzkrise hat man gesehen, dass sich Bankpleiten nie ganz ausschließen lassen. Und wer weiß schon, ob die Regierung des betroffenen Landes in so einem Fall dann wirklich die Forderungen deutscher Sparer begleichen möchte? Das Risiko muss man nicht eingehen.
SPIEGEL: Viele Anleger scheuen das Risiko am Aktienmarkt und fühlen sich vom Katastrophen-Anlagejahr 2022 bestätigt. Kann Tagesgeld eine Alternative zu Aktien sein?
Nauhauser: Tages- und Festgeld bilden den Sicherheitsbaustein des Portfolios, aber für Aktien sind sie kein Ersatz. Aktien sind zwar riskanter, bieten aber höhere Ertragschancen. Mit Tagesgeld hatte man in der Vergangenheit kaum eine Chance, die Inflation wettzumachen – mit Aktien hat es bislang gut funktioniert, solange man langfristig und breit gestreut investiert.
SPIEGEL: Wird das auch in Zukunft klappen?
Nauhauser: Das kann leider niemand seriös vorhersagen. Aber es gibt gute Gründe, davon auszugehen!