Flaues US-Geschäft Autobauer verbuchen dramatische Absatzeinbrüche
Hamburg - Die Autobranche ist durch den Konjunkturabschwung besonders stark bedroht. Kreditkrise und Klimaschock haben die Kunden verschreckt. Die Nachfrage ist in den letzten Monaten zusehends eingebrochen - auch die aktuellen US-Verkaufszahlen deutscher Autobauer sind durchweg schlecht.

Mercedes-Problem: Schrumpfende Absätze auf dem US-Markt
Foto: Getty ImagesSo hat der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche im Oktober einen Absatzeinbruch um 50 Prozent verbucht. Die Produktion sei im Vergleich zum Vorjahr auf 1427 Stück zurückgegangen, teilte das Unternehmen mit. Im Vergleich zum September habe man den Absatz dank der neuen Modelle 911 Carrera und Carrera 4 immerhin stabil halten können. Der Absatz der 911er-Reihe sei gegenüber dem Vormonat um zwölf Prozent, der Verkauf des Cayenne V6 um 15 Prozent gesteigert worden.
Der Autobauer Daimler verkaufte ein Viertel weniger Fahrzeuge als ein Jahr zuvor. Der Absatz sei um 24,5 Prozent auf 17.232 Autos zurückgegangen, sagte ein Sprecher. Ohne die Einführung der Marke Smart wäre der Rückgang sogar noch stärker ausgefallen. Die Marke Mercedes-Benz verbuchte ein Absatzminus von 34,3 Prozent auf 14.996 Stück. Smart wird erst seit Januar in den USA verkauft und kam im Oktober auf 2236 verkaufte Exemplare. Seit Jahresbeginn verbucht Daimler immerhin noch ein Absatzplus von 4,7 Prozent auf 212.686 Autos.
BMW verkaufte fünf Prozent weniger Autos - insgesamt sei die Zahl der gefertigten Fahrzeuge auf 25.475 gesunken, sagte ein Sprecher. Seit Jahresbeginn sank der Absatz um 4,8 Prozent auf 261.802 Stück. Von der Marke BMW wurden mit 20.203 Fahrzeugen im Oktober 13,9 Prozent weniger verkauft. Die Marke MINI verzeichnete hingegen mit einem Plus von 56,4 Prozent auf 5.272 Einheiten einen rasanten Verkaufsanstieg.
Ein geringes Plus verzeichnete allein Audi : Die Volkswagen-Tochter verkaufte nach eigenen Angaben im Oktober in den USA 7443 Fahrzeuge. Das seien 0,3 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, teilte das Unternehmen mit. Seit Jahresanfang verbuchte Audi indes ein Absatzminus von 3,5 Prozent auf 73.620 Fahrzeuge.
Dass auch US-Autobauer es am Heimmarkt schwer haben, zeigt die Bilanz von Ford . Dessen Verkäufe gingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 30,2 Prozent auf 132.838 Fahrzeuge zurück, gab das Unternehmen an. Seit Jahresbeginn sanken die Verkäufe um 18,7 Prozent auf 1,72 Millionen. Während sich der Absatz der Marke Volvo mehr als halbierte, lag das Minus bei den Marken Ford, Lincoln und Mercury bei 29,2 Prozent.
Der Opel-Mutterkonzern General Motors verbuchte ebenfalls einen kräftigen Absatzeinbruch. Die Zahl der verkauften Fahrzeuge sei um 45 Prozent auf 170.585 Stück zurückgegangen, teilte das Unternehmen am Montag in Detroit mit. Die Zahl der abgesetzten Pkw ging um 34 Prozent auf 73.466 Exemplare zurück, die Zahl der Lastwagen um 51 Prozent auf 97.119 Stück.
Auch der japanische Autobauer Toyota verbucht einen Absatzeinbruch . Die Zahl der produzierten Fahrzeuge sei im Vergleich zum Vorjahr um 25,9 Prozent auf 152.101 gesunken, sagte ein Sprecher. Von der Marke Toyota wurden mit 135.818 Stück 24,2 Prozent weniger verkauft. Die Marke Lexus verzeichnete ein Minus von 37,6 Prozent auf 16.283 Stück.
Schlechte Zahlen auch in Deutschland erwartet
In Deutschland dürften die Autoverkäufe im Oktober ebenfalls stark eingebrochen sein. Die Neuzulassungen lägen rund neun Prozent unter dem Niveau des Vorjahres, berichtet die Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires unter Berufung auf unterrichtete Kreise. Bereits im September und August waren arbeitstagebereinigt mehr als zehn Prozent weniger Neuwagen verkauft worden als im Vorjahreszeitraum. Am morgigen Dienstag will der Verband der Automobilindustrie (VDA) die Zahl der Neuzulassungen veröffentlichen.
Auch BMW legt Dienstag seine Quartalszahlen vor. Experten rechnen mit einem Gewinneinbruch um bis zu 39 Prozent. Sogar die Gewinn- und Absatzprognose für dieses Jahr wackelt nach Meinung einiger Analysten. Sollte BMW-Chef Norbert Reithofer die Gewinnziele zusammenstreichen, wäre das bereits das zweite Mal in diesem Jahr. Schon Anfang August hatte BMW seine Prognose für 2008 drastisch gekürzt . Statt eines Vorsteuergewinns von mindestens 3,78 Milliarden gab BMW das Ziel einer Umsatzrendite vor Steuern von mindestens 4 Prozent aus, was etwa 2,3 bis 2,4 Milliarden Euro entspräche.
Experten sehen in der Autobranche inzwischen jeden zehnten Job in der Branche bedroht. Autoexperte Ferdinand Dudenhöfer fürchtet insgesamt um 50.000 Stellen. Bereits für dieses Jahr haben mehrere Autobauer angekündigt, ihre Fließbänder über Weihnachten länger als geplant abzustellen (siehe Info-Box oben). Nach SPIEGEL-Informationen verlängert sogar Porsche aufgrund von Nachfrageeinbrüchen die Weihnachtsferien seiner Belegschaft.
Durch die Einsparungen in der Autobranche geraten auch die vorgelagerten Industrien zusehends unter Druck - allen voran die Zulieferer. Einer der größten unter ihnen, die Firma Bosch, kündigt nun erste Einschnitte an: Man werde 3500 Beschäftigte in Kurzarbeit schicken, gab das Unternehmen bekannt.
ssu/AP/dpa-AFX/Dow Jones/Reuters