Tarifstreit Ver.di-Mitglieder haben an mehreren Airports mit Warnstreiks begonnen

Gewerkschaftsvertreter am Hamburger Flughafen: »Die Beteiligung ist hoch, die Leute sind motiviert«
Foto: Jonas Walzberg / dpaFluggäste müssen sich am Montag erneut auf erhebliche Verspätungen und Ausfälle an mehreren Flughäfen in Deutschland einstellen. An den Airports in Hamburg, Hannover und am Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg BER begannen in der Nacht ganztägige Warnstreiks. Das bestätigten Sprecher der Gewerkschaft Ver.di. Aufgerufen waren auch die Beschäftigten des Bremer Airports, ihre Arbeit niederzulegen. Die Warnstreiks dürften auch Auswirkungen auf andere Standorte haben. Die Flughäfen raten Reisenden, sich bei ihrer Airline zu informieren, bevor sie den Weg zum Flughafen antreten.
Hintergrund sind einerseits die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen, örtliche Verhandlungen für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste und andererseits die bundesweiten Mantel-Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Luftsicherheit. Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr pro Monat. Die Arbeitgeberseite bietet bislang fünf Prozent mehr Geld in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von 2500 Euro. Die dritte Verhandlungsrunde ist vom 27. bis 29. März in Potsdam verabredet.
In Hamburg fallen alle Starts aus
Allein am Berliner Airport BER wurden rund 200 Abflüge gestrichen. Nach Angaben des Flughafens sind davon etwa 27.000 Passagiere betroffen. Die Flughafenleitung geht davon aus, dass zudem etwa ein Drittel der rund 200 geplanten Landungen ausfällt, wie ein Sprecher am Sonntag sagte.
Am Hamburger Flughafen legten Mitarbeiter bereits am Sonntagabend die Arbeit nieder. »Der Streik ist pünktlich losgegangen«, sagte Ver.di-Gewerkschaftssekretär Lars Stubbe. Für Montag wurden nach Angaben des Flughafens alle 123 geplanten Starts abgesagt und auch mindestens 50 der 121 vorgesehenen Landungen. Aufgerufen zu dem Protest hatte die Gewerkschaft etwa 2000 Beschäftigte. Der Warnstreik trifft mitten in den Hamburger Frühjahrsferien voraussichtlich Zehntausende Flugreisende. Landungen sind demnach am Montag zwar möglich. Streikbedingt würden aber auch bei Ankünften ganztägig Flugstreichungen und deutliche Verzögerungen erwartet.
In Hannover waren die Beschäftigen der Bodenverkehrsdienste ebenfalls schon am Abend um 21 Uhr in den Streik getreten. Der Warnstreik des Luftsicherheitspersonals begann um Mitternacht und soll genau 24 Stunden dauern. »Die Beteiligung ist hoch, die Leute sind motiviert«, sagte Gewerkschaftssekretär Lars Kalkbrenner in der Nacht zum Montag. Ursprünglich waren 35 Abflüge und 34 Ankünfte in Hannover geplant. Ver.di hatte angekündigt, dass voraussichtlich keiner der Flüge durchgeführt werden könnte. In Hannover sollen laut dem Flughafenbetreiber zumindest Notfall- und Rettungsflüge möglich sein.
Die Warnstreiks an den Flughäfen könnten nur der Auftakt für weitere Arbeitsniederlegungen auch in anderen Bereichen des Verkehrssektors sein. So befindet sich die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG derzeit in Verhandlungen mit der Deutschen Bahn und 50 weiteren Bahnunternehmen über neue Tarifverträge. Bis zum 23. März wird sie mindestens einmal mit jedem dieser Unternehmen zusammengekommen sein. Dann werde Bilanz gezogen und über weitere Maßnahmen entschieden, hatte ein EVG-Sprecher am Wochenende gesagt. Die »Bild am Sonntag« hatte zuvor berichtet, dass die EVG und Ver.di für den 27. März bereits einen gemeinsamen Warnstreik planten, bei dem der Verkehrssektor lahmgelegt werden solle.