Neuer Termin zur BER-Eröffnung Reisende ab Berlin Brandenburg Willy Brandt begeben sich bitte am 31.10.2020 zu ihren Gates

Terminal 1 des BER: Passt die Vision des Flughafenchefs noch?
Foto: CLEMENS BILAN/EPA-EFE/REXZuletzt machte es Berlins Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup noch einmal richtig spannend. Niemand sollte ihm diese Show noch stehlen. Den exakten Eröffnungstermin für den Hauptstadtflughafen Willy Brandt, den seit fast einem Jahrzehnt die ganze Welt nur noch unter dem IATA-Code BER kennt, hütete Lütke Daldrup bis zur Aufsichtsratssitzung an diesem Freitag wie ein Staatsgeheimnis. Erst auf der Sitzung, per Tischvorlage, lüftete er es: Am 31. Oktober 2020 soll nun die erste Maschine am BER abgefertigt werden.
Na und?, könnte man sagen. An konkreten Eröffnungsterminen herrschte beim BER schon in der Vergangenheit kein Mangel: 30. Oktober 2011, 3. Juni 2012, 17. März 2013., 27. Oktober 2013. Nur geschah nie etwas. Die exakten Daten waren oft schon wenige Monate nach der Ankündigung Makulatur.

Flughafen BER: Wieder Eröffnung
So dürfte auch diesmal wieder reichlich Skepsis herrschen. "Weiterhin ist es wenig ratsam, Wetten abzuschließen", schrieb vor wenigen Tagen die "Berliner Zeitung". Und bei einer der letzten Umfragen zum Thema im Jahre 2017 erwarteten mehr als ein Viertel der Befragten, dass der BER nie eröffnen werde und ein weiteres Viertel hielt damals die Inbetriebnahme frühestens 2021 für möglich.
Sicher wäre es ungerecht, Lütke Daldrups neue Terminoffenbarung mit früheren Eröffnungsankündigungen gleichzusetzen, bei denen oft nur der Wunsch der Vater des Gedankens war. Die Voraussetzungen sind diesmal ungleich besser und die Terminauswahl um ein Vielfaches fundierter.
Der Brandschutz, an dem über Jahre mehr oder minder kompetent herumgedoktert wurde, scheint nun zu funktionieren. Und die technische Sanierung der Neubauruine Hauptterminal ist offenbar erfolgreich abgeschlossen. Wenn nun alles nach Plan läuft und der BER nicht nur fertig sondern auch von den Behörden abgenommen wird, könnte ab Frühjahr der Flughafenbetrieb am BER geprobt werden.
Wenn dann auch noch der Übungsbetrieb reibungslos funktionierte, stünde der Eröffnung im Oktober kommenden Jahres nichts mehr im Wege.
Jeder Monat Verzögerung kostet 35 Millionen Euro
Die diversen Wenns zeigen aber auch, dass trotz guter Voraussetzungen Lütke Daldrups Terminplan ambitioniert bleibt. Nicht nur ihm und seiner Flughafengesellschaft wird in den kommenden elf Monaten einiges abverlangt. Der Countdown läuft auch für die Firmen, die Gutachter und die Behörden. Der zuständige Prüfingenieur aus dem Landkreis Dahme-Spreewald hat aber erst in der vorigen Woche während einer Anhörung des Berliner Abgeordnetenhauses unmissverständlich deutlich gemacht, dass mit ihm nicht zu feilschen ist. Terminplan hin oder her, die Prüfer werden erst dann ihr Okay geben, wenn alles im BER den Vorschriften entspricht.
Wäre es nicht vielleicht doch besser gewesen, den Eröffnungstermin auf einen späteren Zeitpunkt zu legen, etwa auf den März 2021 zum Wechsel vom Winter- auf den Sommerflugplan? Ein solches Szenario hätte zumindest den Prozess der Inbetriebnahme entspannt. Doch Lütke Daldrup muss aus mehreren Gründen den BER im kommenden Jahr zum Fliegen bringen. Der wichtigste dürfte das Geld sein. Jeder Monat Verzögerung kostet 35 Millionen Euro.
Die Flughafengesellschaft hat außerdem bereits für den Ausbau des BER ab Herbst kommenden Jahres mehr als eine halbe Milliarde Euro einkalkuliert, die sie bisher nicht hat. Die Eigentümer der Flughafengesellschaft - die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund - werden aber kein neues Geld nachschießen, solange dort kein Flugzeug abheben wird. Und auch die weitere Ausbaufinanzierung basiert auf dem Start des Flugbetriebs noch im Jahr 2020 und auf einer optimistischen Passagierprognose für die Zukunft.
Genau hier liegt allerdings auch das vielleicht größte Problem: Denn diese Prognose darüber, wie viele Menschen künftig vom neuen Flughafen fliegen werden, könnte sich schon bald als trügerisch herausstellen. Wenn im Zuge der Klimadiskussion Deutschland und andere europäische Staaten das Fliegen verteuern, um ihre CO2-Ziele zu erreichen, könnte sich Lütke Daldrups BER-Vision schnell als überholt herausstellen.
Denn diese Vision gründet vor allem auf Billigflieger. Bricht dieser Markt aber ein, werden sich aus dem laufenden Flughafenbetrieb die Milliarden-Kredite für den BER nicht abzahlen lassen - und womöglich den Flughafen auf Dauer zum Subventionsempfänger machen.