Flugzeug-Rivalen Boeing will Airbus bald wieder einholen
Frankfurt am Main - In "drei bis vier Jahren" könne Boeing mit dem europäischen Wettbewerber gleichziehen und wieder auf einen Marktanteil von 50 Prozent kommen, sagte Boeing-Manager Randolph Baseler während einer Präsentation in Frankfurt. In den Jahren danach könne Boeing die Spitzenposition zurückerlangen. "Wir sind in sehr guter Form", sagte Baseler, der Marketingchef für das zivile Flugzeuggeschäft ist. "Unsere Produktion ist viel schlanker geworden." In den vergangenen beiden Jahren hatte Airbus die Amerikaner bei den Verkäufen klar übertrumpft.
Der Boeing-Mann setzt darauf, dass die neue 787 ("Dreamliner") und die jüngst um eine Super-Langstreckenvariante ("Worldliner") erweitere 777-Baureihe ihr Marktsegment künftig klar dominieren werden. Airbus habe bei diesen so genannten Twin-Aisle-Jets mit zwei Korridoren keine klare Strategie mehr, diagnostizierte Baseler. "Sie müssen wirklich kämpfen." Die Europäer hätten das Gros ihrer Energie auf das A380-Programm konzentriert und die volumenträchtigeren, mittelgroßen Langstreckenflieger vernachlässigt.
Zukunft des Jumbos entscheidet sich bis Sommer
"Airbus steht zum ersten Mal vor dem Dilemma, das wir schon seit Jahrzehnten kennen", führte Baseler aus. "Sie müssen ihre alternden Produkte durch neue ersetzen und sich überlegen, wie sie das machen. Bisher haben sie stets neue Modelle für noch freie Nischen entwickeln können." So müssten die A340 und A330 ersetzt werden, um mit den jüngeren Boeing-Modellen mithalten zu können.
Die geplante A350 ist nach Darstellung Baselers keine geeignete Antwort, weil es sich um eine bloße Fortentwicklung der A330 handele. "Wir sind froh, dass Airbus kein völlig neues Modell bauen wird. Allein seit sie im Herbst die A350-Entwicklung gestartet haben, haben bei uns elf neue Kunden 111 Dreamliner bestellt", rechnete er vor. Baseler räumte ein, dass unter den Abnehmern nur wenige etablierte, große Airlines sind und sich das Modell in den USA und Europa kaum verkauft. Die meisten Kunden stammen bisher aus China und Japan oder sind Kleinstfluglinien wie Ethiopian, Vietnam Airlines oder Icelandair.
Baselers Marktanteil-Ziel lässt sich nach seinen eigenen Worten nur erreichen, wenn Boeing ein erfolgreiches Nachfolgemodell für den ebenfalls veralteten Jumbo-Jet 747-400 entwickeln kann. Dieses bislang größte Flugzeug des US-Konzerns leidet besonders unter der Konkurrenz durch den Super-Airbus und wurde 2004 nur noch zehn Mal geordert. Baseler sagte, man wolle bis Mitte des Jahres darüber entscheiden, ob eine so genannte 747 Advanced gebaut werde oder nicht. Er deutete an, der Start dieses vergrößerten und modernisierten Jumbos könnte im Juni bei der Flugzeugschau im französischen Le Bourget bekannt gegeben werden.