Förderung fossiler Brennstoffe Umweltorganisationen verstärken Klimadruck auf Versicherer

Angesichts der Klimakrise fordern Umweltorganisationen und Aktivisten drastische Maßnahmen von den Versicherungskonzernen: Sie sollen den Abbau fossiler Energien nicht länger unterstützen.
Braunkohlekraftwerk in Brandenburg: »Zahlreiche Schlupflöcher in den Standards«

Braunkohlekraftwerk in Brandenburg: »Zahlreiche Schlupflöcher in den Standards«

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Patrick Pleul / dpa

In einem Brief an die Vorstandschefs von 30 Versicherern und Rückversicherern fordern knapp zwei Dutzend in der Initiative »Insure our Future« zusammengeschlossene Interessengruppen die Manager auf, Projekte zur Erschließung fossiler Energiequellen »ab sofort« nicht mehr zu versichern. Gleiches gelte für Beteiligungen an Unternehmen in diesen Branchen, die sich dem 1,5-Grad-Ziel nicht verschrieben hätten. Die Zusagen der Versicherungsbranche, die sich bisher vor allem auf die Kohleförderung und -verstromung beziehen, reichten nicht aus, um die Grenze einer weltweiten Erwärmung um maximal 1,5 Grad Celsius einzuhalten.

Der Initiative gehören unter anderem Greenpeace und Urgewald an. Zu den Adressaten des Briefes zählen der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück sowie die Versicherer Allianz, Zurich, Axa und Travelers.

»Die Klima-Zeitbombe tickt.«

»Als Risikomanager der Gesellschaft tragen die Versicherer eine besondere Verantwortung, zu handeln und Veränderungen voranzutreiben«, heißt es in dem sechsseitigen Brief. Ohne Versicherung könnten neue Projekte mit fossilen Brennstoffen nicht umgesetzt und bestehende nicht weitergeführt werden. Uno-Generalsekretär António Guterres hatte vergangene Woche Alarm geschlagen: »Das Tempo der Erwärmung ist das höchste seit 2000 Jahren. Die Klima-Zeitbombe tickt.«

Immerhin 41 Unternehmen hätten seit 2017 Beschränkungen für die Versicherung von Kohleunternehmen eingeführt, 22 für Teersande, aber nur 13 für Öl und Gas, heißt es in dem Brief. Letzteres ist den Organisationen ein Dorn im Auge. »Zahlreiche Schlupflöcher in den Standards (…) erlauben den Versicherern, den Ausbau der Förderung fossiler Brennstoffe weiter zu unterstützen.«

Auf den Hauptversammlungen der US-Versicherer Chubb, The Hartford und Travelers wollen die Umweltschützer in diesem Jahr Beschlüsse zum Klimaschutz verabschieden lassen. »Wir denken daran, nächstes Jahr das Gleiche bei den japanischen Versicherern zu machen. Und auch bei den europäischen, wenn sie es nicht ernster nehmen«, sagte Peter Bosshard von The Sunrise Project.

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Münchener Rück und Zurich betonten auf Anfrage, sie pflegten regelmäßigen Kontakt mit unterschiedlichen Interessengruppen und verfolgten strikte Richtlinien im Umgang mit der Branche. Ein Zurich-Sprecher erklärte, man gehöre ohnehin nicht zu den großen Versicherern der Kohle- und Ölsandbranche, habe den Marktanteil in den vergangenen zehn Jahren noch zurückgefahren und werde das auch weiterhin tun. »Wo wir Abdeckung zur Verfügung stellen, geht es zunehmend um Programme für nachhaltige Energien.«

mik/Reuters
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