John Malone Was will der Milliardär, der die Formel 1 kauft?

John Malone
Foto: © Jim Urquhart / Reuters/ REUTERSJohn Malone, geboren 1941 im Städtchen Milford im US-Bundesstaat Connecticut, ist vor Kurzem 75 Jahre alt geworden. In diesem Alter haben sich die meisten Männer längst zur Ruhe gesetzt. Malone dagegen stürzt sich noch einmal in ein großes Abenteuer: Sein Unterhaltungskonzern Liberty Media kauft die Formel 1, dem Vernehmen nach für 8,5 Milliarden Dollar.
Wer ist der Mann, der die liebste Rennserie der Deutschen für so viel Geld übernimmt? Und was will er mit der Formel 1?
Bekannt ist über John Malone vor allem, dass wenig über ihn bekannt ist. Anders als Formel-1-Gründer Bernie Ecclestone meidet Malone das Rampenlicht: Wenig Interviews, kein Glamour, null Skandale. Im Urlaub fährt er am liebsten mit einem ausladenden Wohnmobil von Colorado zu seiner Ranch nach New Mexico.
Gemütlich geht es bei Malone allerdings nur im Privaten zu. Wegen seiner rauen Art, Verhandlungen mit Geschäftspartnern zu führen, haftet ihm der Spitzname "Sumpf-Alligator" an. Manche nennen ihn auch "Darth Vader", weil er bei Übernahmeverhandlungen so lange den Preis drücke, bis sich das Geschäft in jedem Falle für ihn lohne. Mehr als hundert Firmen hat sein Konzern Liberty Global seit den Siebzigerjahren zugekauft. Malone soll bei keinem einzigen der Geschäfte Geld verloren haben.
In der Liste der 100 größten Medienunternehmen der Welt ist er gleich mit zwei Firmen vertreten. Liberty rangiert mit einem Umsatz von mehr als elf Milliarden Dollar auf Rang zwölf, auf Platz 35 liegt Malones TV-Holding Discovery Communications.
Verhandlungen über "einen endlos erscheinenden Zeitraum"
Wie genau die Verhandlungen über den Kauf der Formel 1 abliefen, ist nicht bekannt. Offenbar dauerten sie aber länger als gedacht. Malone bewies dabei offenkundig einmal mehr Zähigkeit. In einem seiner seltenen Interviews ließ er das "Wall Street Journal" ("WSJ") wissen, man müsse "eine Menge Frösche küssen, bevor man einen Prinz findet". Er verhandle jedenfalls bereits "einen endlos erscheinenden Zeitraum" über den Einstieg bei der Rennserie. Das war im Juli 2014. Bis beide Seiten Vollzug vermeldeten, dauerte es noch einmal zwei Jahre.
Welche Ziele verfolgt der Amerikaner Malone mit der Rennserie, die nie so richtig den Durchbruch geschafft hat, auf dem US-Markt? Malone sorgt sich wohl vor allem um die Attraktivität seines Stammgeschäfts, des Kabelfernsehens. Und er hofft, dass dieses durch die Formel 1 wieder attraktiver wird.
Sein Konzern hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Kabelnetzbetreiber gekauft. In Deutschland unternahm er 2002 den Versuch, das Kabelgeschäft der Deutschen Telekom zu übernehmen. Er scheiterte am Widerstand hiesiger Kartellbehörden. Malone sondierte den Markt aber weiter - und kaufte 2009 zunächst für 3,5 Milliarden Euro den deutschen Netzbetreiber Unitymedia und 2011 Kabel BW. Zwei Jahre später sicherte sich Malone für 17,3 Milliarden Euro den britischen Bezahlsender Virgin Media. Bei einem Bieterwettstreit stach er seinen Erzrivalen Rupert Murdoch aus.
Malones Gruppe hat allerdings seit Jahren mit einem strukturellen Problem zu kämpfen: Für immer mehr Kunden verlieren die alten Kabelverträge an Attraktivität. "Cord Cutting" wird der Trend auf Englisch genannt, Kabel zerschneiden. Gemeint ist die Tendenz, dass immer weniger Kunden die teuren Senderpakete bei Kabelbetreibern kaufen und stattdessen verstärkt ausweichen auf maßgeschneiderte Angebote im Internet.
Malones Konzern ist auf der Suche nach Attraktionen
2014 verkündete Liberty, man werde zwar auch nach weiteren Zukaufmöglichkeiten von Kabelnetzbetreibern Ausschau halten. Der Fokus liege aber in Zukunft "auf Gelegenheiten rund um Inhalte". Mit anderen Worten: Malones Konzern ist auf der Suche nach Attraktionen, um die schwindende Kundenbasis im Kabelnetz zu halten. Dazu passt auch der Einstieg bei der Formel E, einer ökologisch orientierten Elektro-Rennserie, im Jahr 2015.
Allerdings: Weder die Formel E, noch die Königsklasse Formel 1 taugten zuletzt noch als Zuschauermagneten. Früher verfolgten allein in Deutschland bis zu zehn Millionen Zuschauer die Rennen der Formel 1, zuletzt waren es nur noch 4,7 Millionen.
Malone steht vor der Herausforderung, die Formel 1 wieder spannend zu machen. Von den letzten 52 Rennen gewann Mercedes 45. Er selbst weiß am besten, was passiert, sollte er scheitern. Im Kapitalismus gehe es immer nur darum "zu fressen, oder gefressen zu werden", hat der Milliardär einmal gesagt.
Zusammengefasst: Liberty Media, der Konzern von John Malone, kauft die Formel 1, dem Vernehmen nach für 8,5 Milliarden Dollar. Malone hofft, dass sein Stammgeschäft, das Kabelfernsehen, durch das Rennspektakel wieder attraktiver wird. Doch es gibt Zweifel, ob sein Plan aufgeht.