Frankreich
Textilfirma bietet Mitarbeitern Billigjobs in Indien an
Der französische Textilhersteller Carreman sorgt für Empörung: Die Firma hat gekündigten Mitarbeitern vorgeschlagen, für einen Dumpinglohn in Indien zu arbeiten. Mit einer ähnlichen Offerte machte sich schon IT-Gigant IBM bei seiner Belegschaft unbeliebt.
Toulouse - 69 Euro brutto, monatlich, für einen Job in einem Carreman-Werk in Indien: Dieses Angebot hat der französische Textilhersteller neun Mitarbeitern unterbreitet. Erst kurz zuvor hatte die Firma aus dem südwestfranzösischen Castres ihnen gekündigt.
Bei der Belegschaft provozierte die Offerte "Wut und Unglauben", sagte Gewerkschaftsvertreter Edmond Andreau. Er sprach von "mangelnder Achtung" gegenüber den Beschäftigten.
Schon im April hatte der Automobilzulieferer La Barre Thomas von sich reden gemacht, als er mehreren Technikern neue Verträge in Polen anbot, für rund 700 Euro brutto monatlich. Vergangenes Jahr hatte die französische Arbeitsagentur eine Informatikerstelle im südindischen Pondicherry ausgeschrieben - für 160 bis 320 Euro im Monat.
Firmenchef François Morel sagte der Regionalzeitung "La Dépêche du Midi", er habe sich bloß an das Gesetz gehalten. Es sei in Frankreich vorgeschrieben, den Mitarbeitern schriftlich eine Neueingliederung anzubieten, "wenn man noch andere Standorte hat, auch wenn sie in Papua oder Bangladesch sind". Ihm sei klar, dass dies dumm sei, aber so sei nun einmal das Gesetz.
Allerdings ist Carreman nicht das einzige Unternehmen, das seinen Mitarbeitern eine solche Offerte unterbreitet. Der IT-Riese IBM beispielsweise hatte trotz hoher Gewinne Tausende US-Mitarbeiter gefeuert - und plante einem internen Papier zufolge,
ihnen eine neue Stelle in Staaten wie Indien oder China anzubieten. Gewerkschafter gaben sich schockiert, Ökonomen verteidigten das Projekt dagegen als "neue Stufe der Globalisierung".