Führungspositionen Giffey und Lambrecht dringen auf feste Quote für Frauen

Noch immer sind in den Vorständen deutscher Dax-Unternehmen Frauen stark unterrepräsentiert. Frauenministerin Giffey fordert auch hier eine Quote wie in einigen Aufsichtsräten. Die scheint zu wirken.
Familienministerin Franziska Giffey: "Ohne politischen Druck bewegt sich gar nichts"

Familienministerin Franziska Giffey: "Ohne politischen Druck bewegt sich gar nichts"

Foto: Pool/ Getty Images

Bundesfrauenministerin Franziska Giffey und Justizministerin Christine Lambrecht (beide SPD) haben die Entwicklung des Frauenanteils in den Vorständen deutscher Unternehmen als weiterhin "ernüchternd" bezeichnet.

"Freiwillig tut sich wenig, nur die feste Quote wirkt", teilten sie mit Blick auf neue Berichte zur Entwicklung des Frauenanteils in Führungspositionen mit. Der Anteil von Frauen in Unternehmensvorständen stieg demnach seit 2015 von 6,3 Prozent auf 7,7 Prozent im Geschäftsjahr 2017.

80 Prozent der Unternehmen haben keine Frau im Vorstand. Das geht aus der vom Kabinett beschlossenen regelmäßigen "Information der Bundesregierung über die Entwicklung des Frauen- und Männeranteils an Führungsebenen und in Gremien der Privatwirtschaft und des öffentlichen Dienstes" hervor. Etwa 70 Prozent der Unternehmen, die sich Zielgrößen für den Vorstand setzten, meldeten demnach als Zielgröße null Prozent.

SPD macht Druck bei Quote für Vorstände

Eine gesetzliche Quote für Vorstände gibt es bislang nicht. Die SPD macht bei diesem Thema allerdings Druck. Ein entsprechender Gesetzentwurf von Giffey und Lambrecht wird seit Monaten innerhalb der Regierung abgestimmt. In der Union gibt es Widerstände dagegen.

Dem Entwurf zufolge sollen Vorstände großer börsennotierter Unternehmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern künftig mit wenigstens einer Frau besetzt sein, wenn sie mehr als drei Mitglieder haben. Das gilt, wenn Neubesetzungen anstehen.

Giffey sagte, sie fordere das jetzt auch ein. "Die Zahlen zeigen erneut das seit Jahren bekannte Dilemma: Mit Freiwilligkeit kommen wir einfach nicht weiter, ohne politischen Druck bewegt sich gar nichts. Umso wichtiger ist, dass wir endlich die Reform des Gesetzes für mehr Frauen in Führungspositionen angehen." Die Familienministerin setzt eigenen Angaben zufolge darauf, dass das Vorhaben noch in diesem Jahr im Kabinett auf den Weg gebracht wird.

Quote bei Aufsichtsratsposten gestiegen

Für eine Quote spricht, dass der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der Unternehmen, die unter die bestehende feste Quote fallen, laut dem Bericht weiter gewachsen ist. Seit Anfang 2016 müssen die etwa hundert größten börsennotierten und voll mitbestimmungspflichtigen Unternehmen in Deutschland frei werdende Aufsichtsratsposten mit Frauen neu besetzen, bis mindestens ein Frauenanteil von 30 Prozent erreicht ist. "Im Vergleich zu Unternehmen, die noch nicht einer fixen Quote unterliegen, hat sich der Frauenanteil hier deutlich gesteigert", sagte Lamprecht. Dieser Erfolg solle fortgeschrieben werden. "Wir wollen die Aufsichtsratsquote flächendeckend auf alle paritätisch mitbestimmten Unternehmen in Deutschland ausweiten." Das Erfordernis der Börsennotierung solle künftig wegfallen.

Seit Inkrafttreten des Gesetzes stieg der Anteil demnach von 25 Prozent auf 32,5 Prozent im Jahr 2017 und in diesem Jahr auf 35,2 Prozent. "Im Vergleich dazu sind es bei Unternehmen, die nicht unter die feste Quote fallen, allerdings nur magere 19,9 Prozent", teilten die Ministerinnen mit. Gerade in der Corona-Zeit werde "überdeutlich: Frauen stehen in vorderster Reihe, um die aktuelle Krise zu bewältigen, allen voran in den sozialen Berufen", sagte Giffey. Aber in den Führungspositionen seien sie systematisch unterrepräsentiert.

Flächendeckende Ausweitung geplant

Im öffentlichen Dienst ist die Entwicklung den Berichten zufolge weiterhin positiv. Dennoch seien Frauen in Führungspositionen in der Bundesverwaltung nach wie vor unterrepräsentiert. 34 Prozent der mit Vorgesetzten- und Leitungsaufgaben Beschäftigten in den obersten Bundesbehörden waren demnach 2018 Frauen - der Frauenanteil an der Gesamtbeschäftigung lag im gleichen Jahr bei 53 Prozent.

Einen Rückschritt zeigt der Vorjahresvergleich mit Blick auf den Frauenanteil im höheren Dienst in den obersten Bundesbehörden, hieß es weiter. Er verringerte sich im Vorjahresvergleich um einen Prozentpunkt auf 45 Prozent, nachdem er zuvor seit 2015 jährlich um jeweils einen Prozentpunkt gestiegen war.

brt/AFP/dpa
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