Deutsche Konzerne Mehr Frauen in Führungspositionen

Es tut sich etwas in den Führungsetagen deutscher Konzerne: Wie ein Bericht der deutsch-schwedischen Allbright-Stiftung ergibt, ist der Frauenanteil in den Vorständen börsennotierter Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten deutlich schneller gewachsen als erwartet. Demnach stieg die Quote um 1,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr - auf immerhin 9,3 Prozent. Erstmals sind damit laut Studie mehr Frauen als Männer mit den Vornamen Thomas und Michael in den Börsenvorständen vertreten. Die Allbright-Stiftung erhebt diese Statistik seit drei Jahren.
Für den Anstieg gibt es einen einfachen Grund: Überdurchschnittlich viele Männer haben im vergangenen Jahr ihre Posten geräumt. In vielen Fällen wurden sie durch Frauen ersetzt. Es komme jetzt darauf an, noch engagierter am Problem zu arbeiten, schreiben die Allbright-Geschäftsführer Wiebke Ankersen und Christian Berg, "damit Deutschland endlich Anschluss findet an den internationalen Standard".
Dort hat sich der Abstand zum Spitzenreiter USA weiter vergrößert. In den Vereinigten Staaten ist bei den 30 größten Unternehmen im Durchschnitt mehr als jeder vierte Vorstand eine Frau - in Deutschland nur rund jeder siebte. Werde das jetzige Tempo beibehalten, schreiben die Autoren, sei eine 40-Prozent-Quote noch 22 Jahre entfernt. Einen Frauenanteil von 30 Prozent im Vorstand erreicht bis jetzt kein einziges Dax-Unternehmen.
Anders ist es in den meisten Aufsichtsräten, wo es seit 2016 eine Frauenquote gibt. Plätze, die frei werden, müssen dort mit Frauen besetzt werden, bis der Anteil bei 30 Prozent liegt. Außerdem sind die Unternehmen zumindest formal dazu verpflichtet, "Zielgrößen" für die Besetzung der Vorstandsposten zu setzen. Diese Ziele können aber auch bei null liegen.
Zu den Unternehmen, die sich einen Frauenanteil von genau null Prozent gesetzt haben, gehören die Online-Start-ups Hello Fresh, Zalando und Xing, aber auch der Autovermieter Sixt, der Brillenhersteller Fielmann oder die Deutsche Wohnen.