Friedliches Ende der Übernahmeschlacht Continental einigt sich mit Schaeffler

Die Übernahmeschlacht ist beendet: Der Automobilzulieferer Continental hat mit der Schaeffler-Gruppe eine friedliche Einigung erreicht. Diese zahlt pro Aktie mehr Geld, akzeptiert Altkanzler Schröder als Garanten der Conti-Interessen - außerdem muss Vorstandschef Wennemer zurücktreten.

Hamburg/Hannover - Wochenlang hatte das Ringen zwischen Continental und Schaeffler die deutsche Wirtschaftswelt in Atem gehalten. Nun haben sich der Automobilzulieferer und die fränkische Gruppe auf eine weitreichende Investorenvereinbarung geeinigt, wie Continental   am Dienstagmorgen in einer Presseerklärung mitteilte. Man habe ein akzeptables Gesamtpaket erreicht, hieß es. Demnach wurden umfangreiche Regelungen zum Schutz der Interessen des Dax-Konzerns sowie seiner Aktionäre, Mitarbeiter und Kunden getroffen.

Continental-Zentrale in Hannover: Friedliche Einigung mit Schaeffler

Continental-Zentrale in Hannover: Friedliche Einigung mit Schaeffler

Foto: DDP

Schaeffler habe sich in der unbefristeten Vereinbarung verpflichtet, die frühestens im Frühjahr 2014 gekündigt werden könne, den Angebotspreis von 70,12 Euro auf 75,00 Euro je Continental-Aktie zu erhöhen. Darüber hinaus habe Schaeffler unter anderem zugesagt, das Engagement bei Continental innerhalb der nächsten vier Jahre auf eine Minderheitsbeteiligung von bis zu 49,99 Prozent zu beschränken. Schaeffler hält bereits acht Prozent an Conti und hat nach eigenen Angaben über Finanzgeschäfte Zugriff auf weitere 28 Prozent.

Zum Schutz der Interessen der Arbeitnehmer werde Schaeffler ohne Zustimmung des Conti-Vorstands keine Maßnahmen treffen, die auf eine Änderung von Betriebsvereinbarungen oder tarifvertraglichen Vereinbarungen abzielten, hieß es weiter. Bestehende Rechte von Mitarbeitern, Betriebsräten und Gewerkschaften würden respektiert. Schaeffler werde keine Verkäufe oder sonstige "wesentliche Strukturmaßnahmen" verlangen. Gegen den Willen der Conti werde es auch keine Veränderungen etwa in Bezug auf die Unternehmensform, den Sitz, die Konzernzentrale und die Geschäftsbereiche sowie die Börsennotierung geben. Zudem verpflichtet sich Schaeffler zu einem Risikoausgleich bis zu einer Höhe von insgesamt 522 Millionen Euro für Verluste etwa steuerlicher Art, die im Zuge der Übernahme für Conti entstehen könnten.

Als Garant für die Wahrung der Interessen von Continental sei Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder gewonnen worden, teilte das Unternehmen mit. Er sei berechtigt und ermächtigt, die Erfüllung der Verpflichtungen von Schaeffler jederzeit gerichtlich und außergerichtlich geltend zu machen.

Zugleich gab Continental Veränderungen im Vorstand des Unternehmens bekannt. Der Vorstandsvorsitzende Manfred Wennemer habe den Aufsichtsrat gebeten, ihn zum 31. August von seinem Amt zu entbinden - der Aufsichtsrat habe dieser Bitte "mit großem Respekt für die Leistung Wennemers" zugestimmt. Ein Nachfolger für den 60-Jährigen werde kurzfristig bestimmt. Als Favoriten gelten die Conti-Vorstände Alan Hippe, 41, und Karl-Thomas Neumann, 47.

Das erhöhte Angebot der Schaeffler-Gruppe entspricht laut Conti einem zusätzlichen Betrag von rund 800 Millionen Euro für die Aktionäre beziehungsweise einer Prämie von 39 Prozent gegenüber dem Aktienkurs unmittelbar vor Bekanntwerden der Übernahmeabsicht. Die Annahmefrist für das Übernahmeangebot verlängere sich voraussichtlich bis zum 16. September, bisher endete die Frist am 27. August.

Schaeffler hatte Mitte Juli überraschend ein Übernahmeangebot für Conti angekündigt. Conti-Vorstandschef Wennemer hatte zunächst eine harte Gegenwehr angekündigt und kritisiert, das Vorgehen der Franken sei "egoistisch, selbstherrlich und verantwortungslos". Schaeffler habe sich über Finanzgeschäfte, Swap-Geschäfte, rechtswidrig an Conti "herangeschlichen". Mit seiner Kritik am Vorgehen der Schaeffler-Gruppe hatte sich Wennemer keine Freunde gemacht.

In der vergangenen Woche aber hatte Conti den Fokus auf das Bemühen um eine friedliche Einigung gelenkt. Nach einer Aufsichtsratssitzung hatte Conti das Schaeffler-Übernahmeangebot von 70,12 Euro pro Aktie zwar erneut als nicht angemessen abgelehnt, aber zugleich kurzfristig weitere Verhandlungen angestrebt.

Wennemer hatte Schaefflers Swap-Geschäfte bei der Finanzaufsicht Bafin moniert. Diese hat die "Schaeffler-Swaps" aber inzwischen durchgewunken. Es hätten keinerlei Verstöße gegen börsliche Meldepflichten festgestellt werden können, teilte die Bafin mit. Zwar habe sich Schaeffler über komplizierte Finanzmarktgeschäfte mit der US-Investmentbank Merrill Lynch zwischen März und Mai 2008 Zugriff auf 28 Prozent der Conti-Aktien gesichert. Diesen Geschäften zwischen der US-Bank und Schaeffler seien jedoch nur "durch einen Barausgleich abgewickelt" worden. "Effektive Lieferung von Aktien" habe es nicht gegeben, teilte die Bafin mit.

flo/ssu/AP/dpa/Reuters

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