Führungswechsel Bahn-Chef Grube sieht Börsengang für 2010
Berlin - Der Börsengang der Deutschen Bahn könnte nach den Worten von Unternehmenschef Rüdiger Grube bald wieder auf der Tagesordnung stehen. "Angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise macht der Gang an die Börse derzeit keinen Sinn. Wenn es 2010 oder 2011 hoffentlich wieder bergauf geht, sieht das aber anders aus", sagte Grube der "Bild am Sonntag".
Der Börsengang sei kein Selbstzweck. "Für ein weltweit führendes Transport- und Logistikunternehmen brauchen wir aber Geld, und das soll nicht vom Steuerzahler kommen. Wir müssen uns den Börsengang als Option erhalten, um auch in Zukunft international investieren zu können."
Ursprünglich sollte der Börsengang der Bahn im Oktober 2009 über die Bühne gehen. Im vergangenen Herbst hatte der Bund die Pläne dann verschoben - angesichts der Finanzkrise, so die Begründung, lasse der Gang an die Börse zu geringe Erlöse erwarten. Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee hatte gar von einer Verzögerung bis nach 2013 gesprochen.
Bahn-Chef Grube versprach im Interview, dass sich Aktionen wie die Datenüberprüfung von Mitarbeitern oder verdeckte PR-Maßnahmen unter seiner Ägide nicht wiederholen werde. "Dies entspricht nicht meinem Verständnis von Unternehmenskultur. Hier wird lückenlos, unverzüglich und bedingungslos aufgeklärt und hier habe ich ja bereits rigoros Konsequenzen gezogen, auch personelle. Und ich verspreche: Ähnliche Aktionen wird es unter meiner Führung bei der Bahn nicht geben." Grube hatte sein Amt als Nachfolger von Ex-Vorstandschef Hartmut Mehdorn am 1. Mai angetreten.
Beim Thema Pünktlichkeit sei die Deutsche Bahn weltweit die Nummer eins, lobte Grube. "Da muss ich den Mitarbeitern ein Riesen-Kompliment machen. Die Bahn ist schon deutlich pünktlicher geworden. Wir liegen hier weltweit an der Spitze und gelten für Eisenbahnen in anderen Ländern als großes Vorbild."
Noch nicht entschieden sei, ob es auch in diesem Jahr eine Fahrpreiserhöhung geben werde, sagte Grube weiter. "Geben Sie mir hundert Tage Zeit im Amt, dann bekommen Sie eine verbindliche Antwort."
Angesichts der massiven Auftragseinbrüche im Güterverkehr müsse die Bahn aber in jedem Fall Kosten reduzieren. Auf die Frage nach einem Sparprogramm sagte er: "Wir setzen uns intensiv mit dem Thema Kostenstrukturen auseinander. Denn ich will, dass dieser Bereich trotz der Krise wirtschaftlich bleibt. Eines unserer Programme beschäftigt sich mit dem Abbau von Verwaltungskosten. Da geht es aber auch um Effizienz- und Produktivitätssteigerungen."
Die Bahn habe in diesem Jahr besonders im Güterverkehr einen massiven Einbruch zu tragen, sagte Grube: "Den Güterverkehr auf der Schiene trifft die Krise mit voller Wucht." Bislang müsse der Bereich, dessen wichtigste Kunden aus den Branchen Auto, Stahl, Kohle und Chemie kommen, einen Rückgang von 24 Prozent verkraften.