Gasstreit im Mittelmeer Türkei und Griechenland kündigen Sondierungsgespräche an

Türkisches Bohrschiff "Yavuz" bei Zypern (Archivbild von August 2019): bald Gespräche zwischen Ankara und Athen
Foto: Murad Sezer / REUTERSIn den Gasstreit im Mittelmeer könnte weitere Bewegung kommen. Die Türkei und Griechenland haben angekündigt, ihre vor vier Jahren unterbrochenen Sondierungsgespräche neu zu starten. Die Einigung teilte zuerst das türkische Präsidialamt nach einer Videokonferenz zwischen EU-Ratspräsident Charles Michel, Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan mit. Wenig später bestätigte das griechische Außenministerium die Einigung. Die neue Runde der Gespräche soll demnach in Istanbul stattfinden.
Griechische Medien hatten allerdings am Montag berichtet, dass mit der Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Griechenland und der Türkei gerechnet werde. Ein Sprecher von EU-Ratspräsident Michel sagte lediglich, es sei über die Wiederaufnahme direkter griechisch-türkischer Sondierungsgespräche diskutiert worden. Es werde nun Vorbereitungen auf Beraterebene geben.
Bilaterale Sondierungsgespräche dieser Art gibt es zwischen den beiden Nachbarländern seit 1999, allerdings immer wieder mit Unterbrechungen. Der Dialog fand zuletzt 2016 statt. Die neue Runde werde die 61. sein, teilte Athen mit.
Bereits am vorvergangenen Wochenende hatte die Türkei ein Forschungsschiff aus dem Gebiet vor griechischen Inseln und westlich von Zypern zurückgezogen und die akute Situation damit entschärft. An der Erkundungsmission des Schiffes hatte sich zuvor ein lange schwelender Konflikt erneut entzündet.
Die türkische Regierung argumentiert, dass das Gebiet, in dem das Schiff nach Erdgas suchte, zum türkischen Festlandsockel gehört und das Land damit das Recht auf Ausbeutung hat. Der Türkei sind aber die Inseln Rhodos und Kastelorizo vorgelagert, weshalb Griechenland das Seegebiet für sich beansprucht. Einen ähnlichen Konflikt gibt es um die Insel Zypern, vor deren Küste reiche Erdgasvorkommen entdeckt wurden.
Die EU hatte der Türkei wegen der Erdgaserkundungen Ende August ein Ultimatum gesetzt und mit zusätzlichen Sanktionen gedroht. Wenn es keine Fortschritte gebe, könne auf dem EU-Sondergipfel, der an diesem Donnerstag beginnt, eine Liste weiterer Strafmaßnahmen diskutiert werden, sagte damals der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Diese würden auch Wirtschaftssanktionen umfassen.
Griechenland und Zypern verlangen seit Längerem schärfere Sanktionen gegen die Türkei. Sie sind der Ansicht, dass die Suche nach Erdgas in Seegebieten erfolgt, die nur sie ausbeuten dürfen. Die Türkei weist die Vorwürfe zurück. Sie vertritt den Standpunkt, dass die Gewässer zu ihrem Festlandsockel gehören, auch wenn sie nahe der griechischen Inseln Rhodos und Kastelorizo liegen.