Berlin - Schon im Verlauf des vergangenen Jahres waren die ersten vorgeprescht, zum Jahreswechsel zogen weitere nach: In zwölf EU-Staaten sind die Mindestlöhnen zum Jahresbeginn angehoben worden. Das geht aus einer Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor, die heute vorgestellt wurde. Anhebungen in weiteren Staaten hatte es demnach bereits im Jahresverlauf gegeben. Insgesamt gibt es in 20 der 27 EU-Staaten einen gesetzlichen Mindestlohn.
In mehreren westeuropäischen Euro-Ländern liegen die Mindestlöhne der Studie zufolge jetzt über acht Euro pro Stunde, während die Lohnuntergrenzen in Ost- und Südeuropa deutlich niedriger ausfallen. Anhebungen zum Jahreswechsel gab es laut WSI in den meisten mittel- und osteuropäischen Ländern, in Malta, Spanien und Portugal sowie in Belgien und den Niederlanden.
Spitzenreiter bleibt Luxemburg mit einem Mindestlohn von 9,08 Euro vor Irland mit 8,65 Euro und Frankreich mit 8,44 Euro. Großbritannien rutschte trotz einer Anhebung um 3,2 Prozent im Jahresverlauf aufgrund des schwachen britischen Pfundes umgerechnet wieder knapp unter die Acht-Euro-Marke (7,39 Euro). Im März steht dort allerdings die nächste Erhöhung an.
Am unteren Ende der Skala liegen der Studie zufolge Lettland mit einem Mindestlohn von 1,34 Euro pro Stunde, Rumänien mit 80 Cent pro Stunde und Bulgarien mit 0,65 Cent pro Stunde. In Südeuropa gelten Mindestlöhne zwischen 2,55 Euro in Portugal und 3,80 Euro in Griechenland. Laut WSI holen besonders osteuropäische Länder allerdings beim Mindestlohn auf. So habe es in Polen, Bulgarien und Rumänien sowie in den baltischen Staaten im Jahresvergleich Steigerungen um 20 bis 33 Prozent gegeben. "Der Realwert des Mindestlohns ist in den mittel- und osteuropäischen Ländern deutlich gestiegen", sagte WSI-Tarifexperte Thorsten Schulten. "Das dokumentiert den anhaltenden wirtschaftlichen Aufholprozess der Region."