Generationengerechtigkeit Staatsverschuldung belastet vor allem Jüngere
Hamburg - Wer zwischen 1980 und 2000 geboren ist, hat schlechte Karten. Denn diese Jahrgänge trifft die schwere Last der Staatsverschuldung am härtesten. Das ist das Ergebnis einer Studie der Berenberg Bank und des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), die am Dienstag vorgestellt wurde.
Das Ausmaß der Staatsverschuldung sei besorgniserregend, sagen die Autoren. Sie warnen daher eindringlich vor den Folgen des Lebens auf Pump: Dieses könne zu enormen "intergenerativen Verwerfungen" führen. Soll heißen: Die unterschiedliche Altersgruppen werden sehr verschieden von den Auswirkungen betroffen und belastet sein. Konkrete Folgen nennen die Autoren aber nicht.
Schulden machen 80 Prozent der Wirtschaftsleistung aus
Der Studie zufolge hat sich die deutsche Staatsverschuldung in drei Wellen aufgebaut: In den siebziger Jahren beim Ausbau des Sozialstaats. Dann weiter in den neunziger Jahren nach der Wiedervereinigung. Und aktuell in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise.
Insgesamt machen die Staatsschulden demnach langfristig rund 80 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung aus. "Das ist unerfreulich hoch, bringt den Staat aber noch nicht an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit", sagte Jörn Quitzau von der Berenberg Bank. Zum Vergleich: In den USA nähert sich die Staatsverschuldung der Marke von 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Schuldenweltmeister Japan kommt sogar auf 200 Prozent.
Nur ein Ausweg: Ausgaben senken oder Steuern erhöhen
Sorgen bereitet den Wissenschaftlern allerdings die sogenannte implizite Staatsverschuldung, die noch einmal auf die offiziellen Zahlen drauf kommt. Damit bezeichnet man den Unterschied zwischen den Zahlungsverpflichtungen des Staates in der Zukunft und den erwarteten Einnahmen in der Zukunft. "Daraus werden unausweichlich neue Schulden", sagte HWWI-Direktor Thomas Straubhaar. Das Ausmaß der impliziten Staatsschulden für Deutschland bezifferte er auf rund 250 Prozent des BIP.
Auf längere Sicht führe kein Weg an der Reduzierung der Staatsschulden vorbei, sagte Straubhaar. Der Staat müsse entscheiden: Ausgaben senken oder Einnahmen erhöhen - auch wenn beide Möglichkeiten ihre Nachteile hätten.
Straubhaar mahnte eine umfassende Steuerreform an: Notwendig seien niedrigere Lohnnebenkosten, abgesenkte Steuersätze, höhere indirekte Steuern und höhere Freibeträge.