Geplanter Web-Riese Microsoft zeigt erneut Interesse an Yahoo

Erst ja, dann nein, jetzt doch ja: Der Software-Gigant Microsoft ist prinzipiell zu einer Übernahme von Yahoo bereit - aber nur, wenn der Internetkonzern eine neue Führung bekommt. Die Börse reagiert begeistert, die Yahoo-Aktie schießt zehn Prozent nach oben.

New York - Microsoft lässt im Kampf um Yahoo   nicht locker: Der Software-Riese zeigt sich erneut an einer Übernahme des Internetkonzerns interessiert. Voraussetzung sei aber eine neue Führung bei Yahoo, teilte Microsoft   mit.

Damit verbündet sich der Konzern mit dem kritischen Yahoo-Aktionär Carl Icahn, der die Managementspitze auf der Hauptversammlung Anfang August stürzen will. Der Druck auf Firmengründer und Yahoo-Chef Jerry Yang wird damit immer größer.

Denkbar sei sowohl eine komplette Übernahme von Yahoo als auch der zuletzt diskutierte Teilkauf des Suchmaschinen-Geschäfts, erklärte Microsoft. Mit der gegenwärtigen Führung bei Yahoo sei aber kein Deal möglich.

Microsoft hatte erstmals Ende Januar eine Übernahme angeboten. Die Yahoo-Spitze lehnte aber das zunächst 44,6 Milliarden Dollar schwere Angebot ebenso wie spätere Offerten ab. Microsoft hatte die Bieterschlacht daraufhin für beendet erklärt. Nun wittert der Konzern offenbar eine neue Chance.

Die Yahoo-Führung erklärte sich grundsätzlich zur Wiederaufnahme von Übernahmegesprächen mit Microsoft bereit. Wenn der Software-Riese und sein Chef Steve Ballmer wirklich Yahoo kaufen wollten, sollten sie sofort einen Vorschlag machen, erklärte der Internetkonzern. Allerdings ist diese Haltung nichts Neues: Auch beim ersten Übernahmeangebot hatte sich Yahoo grundsätzlich offen gezeigt - aber auf einen höheren Preis gepokert.

Massiven Druck übt nun Multimilliardär Icahn aus. Er will bei der Hauptversammlung am 1. August den Yahoo-Verwaltungsrat komplett mit eigenen Vertrauten besetzen lassen. Das Gremium soll dann Yang ablösen und den Weg für Microsoft frei machen. Icahn und Microsoft führten dazu nach eigenen Angaben mehrere Gespräche. Für Details wie einen konkreten Übernahmepreis sei es aber noch zu früh.

Icahn rief die Yahoo-Aktionäre in einem offenen Brief zur Unterstützung der Pläne auf. Ein Geschäft mit Microsoft könne aber mindestens neun Monate dauern - angesichts der nötigen Klärung durch die Wettbewerbshüter auch deutlich länger.

Neben Icahn hatte eine ganze Reihe von Anteilseignern das Nein von Yahoo-Chef Yang zu der Microsoft-Offerte scharf kritisiert. Gegen den Konzern laufen deshalb mehrere Klagen von Aktionären.

Yahoo startete mittlerweile bei Suchanzeigen eine Kooperation mit dem Branchenführer und Rivalen Google  . Microsoft hingegen will mit einem Kauf von Yahoo die Vormacht von Google brechen.

Yahoo sprach in den vergangenen Wochen laut Medienberichten mit möglichen weiteren Partnern, um eine drohende Übernahme abzuwehren. Zu den potentiellen Verbündeten zählen demnach das Internet-Portal AOL aus dem Time-Warner-Konzern   und der Medienmogul Rupert Murdoch.

Die Ankündigung von Microsoft am heutigen Montag sorgte an der Börse für Aufregung. Die Yahoo-Aktie schoss zu Handelsbeginn fast zehn Prozent nach oben. Microsoft-Titel legten gut ein Prozent zu.

wal/dpa/AFP/Reuters

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