Geständnis des Milliardenbetrügers Madoff entschuldigt sich bei seinen Opfern
New York - Das Schuldeingeständnis war kurz und eindeutig: Der mutmaßliche Milliardenbetrüger Bernard Madoff hat sich zum Prozessauftakt in allen Anklagepunkten schuldig bekannt. Madoff ist in elf Punkten angeklagt, die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem Wertpapierbetrug, Geldwäsche und Meineid vor. Stehend und mit grimmigem Gesicht hörte sich Madoff am Donnerstag in dem New Yorker Gericht der Verlesung der Anklage zu. Richter Denny Chin erklärte Madoff anschließend, dass ihm insgesamt 150 Jahre Gefängnis drohen.
Vor allem aber darf der 70-Jährige nicht in sein vornehmes Appartement zurück, in dem er bisher unter Hausarrest stand. Der Richter ordnete sofortige Untersuchungshaft an, bis Mitte Juni das endgültige Urteil kommt. Vor der Anhörung hatten Geschädigte des Wall-Street-Betrügers vor dem Gerichtsgebäude protestiert. Sie kritisierten, dass Madoff seit Dezember in seinem Luxus-Penthouse in Manhattan statt in einem normalen Gefängnis aufhalten durfte.
Madoff räumte ein, jahrelang ein Betrugssystem betrieben zu haben. "Ich schäme mich für meine Verbrechen und entschuldige mich dafür", sagte Madoff. Er sei sich bewusst, sehr viele Menschen verletzt zu haben.
Madoffs Wall-Street-Investmentfirma habe Ende November 4800 Kunden gehabt und eine Bilanzsumme von rund 64,8 Milliarden Dollar (51 Milliarden Euro) ausgewiesen, hieß es. In Wirklichkeit sei nur ein Bruchteil dieses Betrags vorhanden gewesen. Es ist der mit Abstand größte Betrug der Wirtschaftsgeschichte. Banken und Anlegern rund um den Globus drohen Milliardenverluste. Wohltätigkeitsorganisationen, die ihr Geld von Madoff haben verwalten lassen, stehen vor dem Aus.
"Größe und Umfang des Betrugs einmalig"
Der Prozess zieht in den USA ein großes Medieninteresse auf sich. Einige TV-Sender hatten den Weg von Madoffs Auto von seinem New Yorker Luxusappartment zu dem Gerichtsgebäude mit Hubschraubern verfolgt. Richter Chin hatte vor der Aussage Madoffs versichert, es gebe keine Absprache zwischen Verteidigung und Staatanwaltschaft über eine Verringerung des Strafmaßes bei einem Geständnis.
Laut Staatsanwaltschaft gab Madoff bereits im Dezember zu, ein riesiges Betrugssystem aufgebaut zu haben, bei dem Alt-Investoren mit dem Geld neuer Investoren bezahlt wurden. Er lockte Anleger mit Renditen von zehn bis zwölf Prozent. "Zwar sind die vorgeworfenen Straftaten nicht neuartig", sagte der amtierende Staatsanwalt Lev Dassin. "Größe und Umfang des Betrugs von Herrn Madoff sind jedoch einmalig". Über 20 Jahre hinweg habe dieser sein System betrieben. Zum 30. November vergangenen Jahres habe er 4800 Kundenkonten betreut.
Die Behörden kündigten an, Madoffs Vermögen bis zu einer Summe von 170 Milliarden Dollar beschlagnahmen zu wollen. Der Betrag ergibt sich aus dem angerichteten Schaden und dürfte nicht annähernd zu holen sein: Nach Angaben des Finanzjongleurs vom Dezember waren nur noch einige hundert Millionen Dollar vorhanden. Laut Anklage versprach Madoff seinen Investoren Zinsen von bis zu 46 Prozent.
Den Gerichtsunterlagen zufolge bemüht sich Madoff außerdem, die sieben Millionen Dollar teure Wohnung sowie Anleihen und Bargeld im Wert von 62 Millionen Dollar behalten zu dürfen. Dieses Vermögen stehe nicht mit dem Betrugsskandal in Verbindung und gehöre seiner Ehefrau Ruth, hatte er erklärt.