GfK-Index Kauflaune auf 25-Jahreshoch

Die Deutschen sind im Kaufrausch: In den Läden langen sie zu, wie seit 25 Jahren nicht mehr. Der Konsumklimaindex des GfK-Instituts ist auf einem Rekordhoch. Experten warnen jedoch: Die Konsumenten bunkern nur. Wenn die Mehrwertsteuererhöhung im nächsten Jahr kommt, sei alles vorbei.

Nürnberg - Die näher rückende Mehrwertsteuererhöhung sorgt bei den Verbrauchern für so große Kauflaune wie seit 1980 nicht mehr. Im Juni stieg die Bereitschaft zu teuren Großeinkäufen zum zweiten Mal in Folge auf ein Rekordhoch, wie es in der heute vorgelegten Konsumklimastudie des Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK heißt.

Der Konsumklima-Index stieg nach sieben Punkten im Juni auf 7,8 Punkte für Juli. Zuvor hatte sich bereits die Wirtschaft in deutlich besserer Stimmung gezeigt; der gestern veröffentlichte ifo-Geschäftsklimaindex war auf ein neues 15-Jahreshoch gestiegen.

Der Autor der GfK-Studie, Rolf Bürkl, sah aber noch keine Trendwende beim lange schwächelnden Konsum, auch wenn die Kauflaune auf den Rekordwert von 54,2 Punkten stieg. "Die hohe Anschaffungsneigung ist weniger Ausdruck von Konsumlust, als vielmehr mit Blick auf die bevorstehende Mehrwertsteuererhöhung aus der Vernunft geboren." Die meisten befragten Haushalte hätten zwar Lust zu größeren Einkäufen, aber nicht genug Geld.

Bürkl befürchtete, "dass wir Anfang 2007 nach Anhebung der Mehrwertsteuer einen Schock erleben, und die Konsumneigung in den Keller fällt." Mit einem wirklichen Durchbruch beim Privatverbrauch sei erst zu rechnen, wenn sich auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt entspanne. "Erst wenn die Verbraucher das Gefühl haben, dass ihre Arbeitsplätze nicht bedroht beziehungsweise das Angebot offener Arbeitsstellen steigt, könnte dies zu einer Trendwende auch beim Konsum führen", heißt es in der GfK-Studie.

Kein spezieller WM-Effekt

Die derzeit herrschende Euphorie über die Fußball-Weltmeisterschaft habe keinen nachweislichen Einfluss auf das Kaufverhalten, sagte Bürkl weiter. Zwar habe sich die WM im Vorfeld positiv ausgewirkt. "Für den Juni konnte ein spezieller WM-Effekt aber nicht gemessen werden."

Die Aussichten für die Konjunktur beurteilten die Verbraucher zuletzt sogar wieder schlechter; dieser Index sank laut GfK um 10,5 auf 20,4 Punkte, liegt damit aber immer noch fast 34 Punkte über dem Vorjahreswert.

"Offensichtlich fürchten die Verbraucher zunehmend, dass der derzeitige Konjunkturaufschwung lediglich ein Strohfeuer ist", hieß es in der Studie. Im nächsten Jahr rechneten die Konsumenten mit einem Rückschlag, wenn die privaten Haushalte stärker belastet würden.

Damit trübe sich auch die Aussicht auf die erhoffte Entspannung auf dem Arbeitsmarkt ein. So sorgten die Diskussionen um die künftige Finanzierung des Gesundheitswesens und die Reform des Arbeitsmarktes dafür, dass die Vorschusslorbeeren für die Regierung zunehmend dahinwelkten.

Durch die hohen Ölpreise, die bevorstehende Erhöhung der Mehrwertsteuer und die Kürzung der Pendlerpauschale schätzen die Verbraucher laut GfK auch ihre Einkommenssituation wieder schlechter ein. Der Indikator gab 14 Punkte ab und lag mit minus 8,9 Punkten auf dem Niveau des Vorjahres.

ase/Ap

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