Google Gewinn vervierfacht, Anleger enttäuscht

Werbung im Internet hat Konjunktur. Gut für Google - der Suchmaschinen-Spezialist konnte seinen Gewinn im zweiten Quartal nahezu vervierfachen. Der Gewinnanstieg genügt den Anlegern jedoch nicht.

Mountain View - Für Enttäuschung sorgte die operative Marge. Die Investoren hatten hier einen deutlichen Anstieg erwartet. Doch in dieser Disziplin schnitt Google   schlechter ab als im ersten Quartal. Die Folge: Die Aktie fiel im nachbörslichen Handel um 5,79 Prozent auf 295,75 US-Dollar, nachdem sie den Handel an der Nasdaq mit einem Rekordschluss von 313,94 Dollar verlassen hatten. "Beim Umsatz ist das Plus nicht so hoch ausgefallen, wie sich einige versprochen haben", begründete die Internet-Analystin Marianne Wolk von Susquehanna Financial Group den Kursabschlag.

Wie das Unternehmen gestern nach US-Börsenschluss mitteilte, stieg der Gewinn pro Aktie nach dem US-Bilanzierungsstandard GAAP von 0,30 auf 1,19 US-Dollar. Der Umsatz kletterte von 700,21 Millionen auf 1,384 Milliarden US-Dollar. Vor Sonderposten und aktienbezogenen Vergütungsprogrammen belief sich der Gewinn pro Aktie auf 1,35 Dollar.

Als Grund für die positive Entwicklung nannte Google das Wachstum des Werbegeschäfts in Verbindung mit Online-Recherchen. Die Anzeigen erscheinen auf der Google-Seite, wenn Internet-Nutzer bestimmte Suchbegriffe eingeben. Google verdient in dem Moment Geld, wenn die Nutzer die Werbung anklicken. Der Umsatz vor den so genannten Traffic Aquisition Costs (TAC) lag bei 890 Millionen Dollar, mehr als doppelt so viel, wie im Vorjahr (423 Millionen). Dabei handelt es sich um Werbeeinnahmen, die sich das Unternehmen mit seinen Vertriebspartnern teilt.

Damit lag Google mit seinen Geschäftszahlen klar über der Durchschnittsprognose der von Thomson First Call befragten Analysten. Die Aktienexperten waren von 1,21 Dollar Gewinn pro Aktie vor Sonderposten bei 841,89 Millionen Dollar Umsatz vor TAC ausgegangen.

Gestiegene Kosten schlagen auf die Rentabilität

Google-Finanzchef George Reyes räumte ein, die Umsatzrendite sei im zweiten Quartal auf 34,4 Prozent von 35,2 Prozent im Vorquartal gefallen. Google habe aber bereits zuvor davor gewarnt, dass die Renditen sinken würden, wenn das Unternehmen weiter expandiere. Reyes verwies zudem darauf, dass das zweite und dritte Quartal in der Regel schwächer ausfielen, weil bei schönem Wetter mehr Zeit draußen verbracht und weniger im Internet gesurft werde.

Analysten reagierten dennoch zurückhaltend. "Ich fühle mich nicht ganz wohl mit ihren Bewertungen", sagte Fred Burke, Fondsmanager bei Johnson Lemon Asset Management. "Das Problem besteht darin, dass bei dem ersten schlechten Bericht, den sie veröffentlichen, dass bei den ersten schlechten Nachrichten, der Aktienkurs in ein, zwei Tagen um 25 bis 30 Prozent einbrechen wird." Google war im vergangenen August mit einem Aktienkurs von 85 Dollar an die Börse gegangen. Danach hatten die Papiere stetig zugelegt.

Die operative Marge stieg zwar im Vergleich zum Vorjahr von 24,4 auf 34,4 Prozent. Im vorangegangenen Quartal hatte sie aber bei 35,2 Prozent gelegen. Sie gibt das Verhältnis von Umsatz und operativem Gewinn an und ist eine wichtige Maßzahl für die Rentabilität eines Unternehmens. Finanzchef George Reyes führte den Rückgang auf die gestiegenen Kosten zurück und wollte einen weiteren Rückgang der Marge nicht ausschließen.

Vor Sonderposten und aktienbezogenen Vergütungsprogrammen übertraf der Gewinn mit 390 Millionen Dollar die durchschnittliche Analystenprognose von 336,58 Millionen Dollar. Der operative Gewinn stieg um mehr als ein Drittel auf 476 Millionen Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 464,83 Millionen gerechnet. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (EBITDA) stieg von 278 Millionen auf 590 Millionen Dollar. Der frei verfügbare Cashflow hat sich mehr als versechsfacht - von 67 Millionen auf 467 Millionen Dollar.

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