Finanzskandal Greenpeace verliert Tausende Förderer
Berlin - Die deutsche Sektion der Umweltschutzorganisation Greenpeace muss nach Bekanntwerden eines Finanzskandals bei der Mutterorganisation den Verlust Tausender Geldgeber verkraften. Von Mitte Juni bis Ende August hätten 7328 Fördermitglieder gekündigt, sagte ein Sprecher. Davon sei knapp ein Drittel der Kündigungen explizit mit den missratenen Spekulationen begründet worden.
Da aber seit Mitte Juni zugleich mehr als 4000 neue Fördermitglieder gewonnen worden seien, habe man unterm Strich nur etwas mehr 3000 Mitglieder verloren. Insgesamt hat Greenpeace noch rund 590.000 Förderer in Deutschland.
Bei Währungsgeschäften war in der Amsterdamer Zentrale ein Verlust von 3,8 Millionen Euro verursacht worden, wie der SPIEGEL aufgedeckt hatte. Ein Mitarbeiter der Finanzabteilung von Greenpeace International hatte auf sinkende Eurokurse bei Termingeschäften gesetzt - der Kurs stieg aber. Das Geld stammte aus Spenden.
Hinter der Affäre steckt nach Informationen des SPIEGEL weit mehr als nur der folgenschwere Fehler eines Einzelnen. Die gesamte Organisation befindet sich im Umbruch. Greenpeace-Chef Kumi Naidoo will den Schwerpunkt der Arbeit, der traditionell in Industrieländern lag, in Länder wie Brasilien, China, Indien und nach Afrika verlegen. Kampagnen sollen nicht mehr zentral von Amsterdam geleitet, sondern an Landesbüros delegiert werden.
Zur schlechten Stimmung trug zudem bei, dass zwischenzeitlich bekannt wurde, dass Programmdirektor Pascal Husting bei Greenpeace International mit Segen des Chefs regelmäßig von Luxemburg zur Amsterdamer Zentrale pendelt - per Flugzeug.
In einem Brandbrief forderten Mitarbeiter aus dem niederländischen Büro den Rauswurf Hustings. Der Südafrikaner Naidoo räumte Schwächen im Management und in der Kommunikation ein. Husting dürfe bleiben, bekomme aber einen Coach, um "seine Führungsfähigkeit zu verbessern und zu stärken", hieß es in einer Stellungnahme von Naidoo an die Mitarbeiter.