Greenwashing Missbrauchen Hersteller das Label »klimaneutral«?

Klimademonstration in Stuttgart: Unternehmen wollen von dem Trend profitieren
Foto: Sebastian Gollnow/ dpaPlastikbeutel, Heizöl, Hähnchenfleisch: Umweltschädliche Produkte, die als vermeintlich »klimaneutral« deklariert werden, beschäftigen immer häufiger die Wettbewerbszentrale. In diesem Jahr gingen bislang zwölf Beschwerden wegen irreführender oder intransparenter Werbung bei der Organisation ein, die von Wirtschaft und Verbänden getragen wird. Klimaneutralität werde zunehmend zu »einem wichtigen Werbeargument«, heißt es aus der Organisation.
Verfahren landen vor Gericht
In sieben Fällen gaben die Unternehmen keine Unterlassungserklärung ab, sodass die Verfahren vor Gericht landeten. Davon wurden bislang zwei erstinstanzlich entschieden, sind aber noch nicht rechtskräftig.
Aus Sicht der Wettbewerbszentrale verzerrt es den Wettbewerb, wenn Unternehmen, die weiter konventionell wirtschaften und ausschließlich CO₂-Zertifikate kaufen, mit dem Begriff »klimaneutral« werben, ohne dazu detaillierte Angaben zu machen. Andere Unternehmen, die auch mit dem Begriff werben würden, hätten mit großem Aufwand ihren eigenen CO₂-Ausstoß verringert. »Daher muss bei der Werbung mit ›klimaneutral‹ darüber informiert werden, dass eine Kompensation stattfindet und zu welchem Anteil eigene Maßnahmen zur CO₂-Reduzierung dahinterstehen«, sagt Tudor Vlah von der Organisation.
In einem Fall bewarb ein Anbieter »klimaneutrales Premium-Heizöl«. Das Landgericht Konstanz gab der Unterlassungsklage der Wettbewerbszentrale statt. Das Unternehmen müsse genauere Angaben darüber machen, wie die Klimaneutralität erreicht wurde, entschied das Gericht. Weil das Thema Umwelt so emotional besetzt und gleichzeitig die Zusammenhänge so komplex seien, Konsumenten jedoch häufig nur geringe Sachkenntnisse hätten, unterliege Werbung mit dem Begriff »klimaneutral« besonders strengen Auflagen, hieß es zur Begründung.

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Negativpreis wegen »Klimalüge«
Auch die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch kritisiert den Einsatz des Begriffes: Unter den Nominierten für den Negativpreis »Goldener Windbeutel« sind mehrere Produkte, die damit werben, etwa ein Hähnchenbrustfilet von Rewe. Eine »dreiste Klimalüge«, so Foodwatch. Weder werde das Hähnchenbrustfilet emissionsfrei hergestellt, noch würden die bei der Herstellung generierten Emissionen ausgeglichen. Mit dem Bedürfnis von Verbraucherinnen und Verbrauchern nach mehr Nachhaltigkeit wolle die Lebensmittelindustrie »Kasse machen«.
Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP hieß es von Rewe, dass die Kritik nicht gerechtfertigt sei. Die Analyse der Verbraucherschutzorganisation beruhe auf »methodischen Fehlern« – Ähnliches wirft Foodwatch der Supermarktkette vor.