Konjunktur im April Britische Wirtschaft schrumpft erneut

Experten hatten eigentlich mit einer Erholung bei der Wirtschaftsleistung in Großbritannien gerechnet. Doch auch im April gab es einen Rückgang beim Bruttoinlandsprodukt.
Stahlproduktion in Wolverhampton

Stahlproduktion in Wolverhampton

Foto: Ben Birchall/ dpa

Die Wirtschaft in Großbritannien ist im April erneut geschrumpft. Nach einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Vormonat um 0,1 Prozent ging das BIP im April um 0,3 Prozent zurück. Das teilte das Statistikamt ONS am Montag in London mit.

Analysten hatten dagegen im Schnitt mit einem leichten Anstieg der Wirtschaftsleistung gerechnet. Im Dreimonatsabschnitt bis inklusive April stieg das BIP dagegen um 0,2 Prozent.

Die jüngste Abschwächung fiel breit aus. Sowohl die Dienstleister als auch die Industrie und der Bausektor verzeichneten Rückgänge. Es sei das erste Mal seit Januar 2021 gewesen, dass all diese drei Hauptkomponenten des BIP rückläufig gewesen seien, erklärte das ONS.

Am deutlichsten verringerte sich die Industrieproduktion, was laut Statistikamt an kräftigen Preisanstiegen und anhaltenden Problemen in den Lieferketten lag. Im Dienstleistungssektor belastete die rückläufige Nachverfolgungs- und Testaktivität des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS – eine Folge der entspannteren Corona-Lage.

Angesichts der Inflation hat der britische Industrieverband CBI seine Konjunkturerwartungen drastisch nach unten korrigiert. Die Organisation geht für 2022 nur noch von einem Wachstum von 3,7 Prozent aus. Bisher waren es 5,1 Prozent. Im kommenden Jahr soll die Wirtschaft demzufolge ein Prozent zulegen – bisher war der Verband von einem Plus von drei Prozent ausgegangen. Die Haushaltsausgaben würden deutlich abnehmen, hieß es in einer CBI-Mitteilung vom Montag.

»Es braucht nicht viel, um uns in eine Rezession zu treiben«, sagte Verbandschef Tony Danker. »Selbst wenn das nicht passiert, wird es sich für zu viele Menschen dennoch wie eine Rezession anfühlen.« Unternehmen hätten mit steigenden Kosten zu kämpfen, und Menschen mit geringeren Einkommen müssten sich Gedanken machen, wie sie Rechnungen bezahlen und Lebensmittel kaufen können. Die Regierung müsse dringend Maßnahmen ergreifen, forderte Danker. »Untätigkeit in diesem Sommer würde eine stagnierende Wirtschaft im Jahr 2023 in Stein meißeln, und eine Rezession wäre eine sehr realistische Sorge.«

als/dpa/Reuters

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